Vom 23. bis zum 27. September haben wir, das Bündnis Gemeinsam gegen die Tierindustrie, ein Aktionscamp in Quakenbrück in Westniedersachsen organisiert und zu Aktionstagen in und um das Oldenburger Land aufgerufen. Unser Ziel: Mit vielfältigen Protesten ein starkes Zeichen zu setzen, gegen die zerstörerische, ausbeuterische Tierindustrie und für eine sozial gerechte, ökologische Agrarwende. Dafür blockierten wir unter anderem über 13 Stunden einen Tönnies-Schlachthof in Badbergen.

Außerdem fanden eine mehrstündige Blockade der Molkerei Ammerland von Animal Rebellion, eine Demo in Vechta und ein Bannerdrop an einem Futtermittelwerk in Oldenburg statt. Im Camp in Quakenbrück gab es ein umfangreiches Programm mit Workshops und Diskussionsveranstaltungen sowie Führungen für Anwohner*innen und Landwirt*innen.

In der Region in und ums Oldenburger Münsterland stellten wir sicher, dass unsere Forderungen nicht überhört werden konnten. Es gab zahlreiche Presseberichte, die unsere Forderungen auch überregional in die Öffentlichkeit rückten. Mit vielseitigen, kreativen Aktionen, mit Mut und Entschlossenheit stellten wir uns gegen ein System, das nicht zukunftsfähig ist.

Vielen Dank an alle, die uns unterstützt haben. Ob im Camp, in der Organisation oder in den Aktionen, wir freuen uns riesig über den wundervollen Support. Gemeinsam machen wir weiter! Gemeinsam für mehr Gerechtigkeit! Gemeinsam gegen die Tierindustrie!

Lest hier den ausführlichen Aktionsbericht!

Verhandlung: Dienstag 04.10 um 10 Uhr, Amtsgericht Fritzlar (Am Hospital 15, 34560 Fritzlar, Saal 100)

Kundgebung 9 Uhr vor dem Amtsgericht

 

Nach der Blockade der Hühner-Schlachtfabrik Plukon in Gudensberg steht eine Aktivist:in vor Gericht. Das Engagement der angeklagten Person gegen das durch Unternehmen wie Plukon ausgelöste Tierleid, globale Ungerechtigkeit und die katastrophalen Folgen fürs Klima wird von den Behörden als Nötigung ausgelegt.

Bisher gab es sage und schreibe 5 Verhandlungstermine und weitere 5 sind angesetzt. Kommt zum Gericht in Fritzlar und lasst uns zusammen zeigen, dass wir uns nicht von staatlichen Repressionen einschüchtern lassen!

Denn das eigentliche Unrecht wird von Plukon verursacht, die in Gudensberg täglich 130.000 Hühner töten, Arbeiter*innen ausbeuten und maßgeblich dafür mitverantwortlich sind, dass über die Hälfte des produzierten Getreides an sog. „Nutz-„Tiere verfüttert wird, anstatt Menschen zu ernähren. Lasst uns also den Fokus wieder zurück auf Unternehmen wie Plukon und ihre zerstörerischen Geschäfte verschieben und für eine gerechtere Welt kämpfen!

Der heutige Tag begann sehr früh mit einer Fahrt mit dem Solibus zum Amtsgericht Osnabrück. Nachdem gestern zwei Aktivist_innen nach der Ingewahrsamnahme nicht mehr freigelassen wurden, wurden sie von Bersenbrück nach Osnabrück verlegt. Ein Schnellverfahren zu den Vorwürfen (u.a. Hausfriedensbruch) wurde von der zuständigen Richterin abgelehnt und es fand eine Anhörung zur Verhängung von Untersuchungshaft statt. Vor dem Amtsgericht solidarisierten sich ca. 20 Personen mit einer lautstarken Kundgebung mit den Betroffenen und forderten die sofortige Freilassung. Die beiden Aktivist_innen kamen dann am Nachmittag endlich frei, nachdem sie ihre Personalien angaben.

Währenddessen ging das Programm im Camp weiter: unter anderem mit einem Vortrag zum Zusammenhang von Tierindustrie und Artensterben und einer Vorstellung unseres Bündnisses mit der Einladung zum Mitmachen. Die ersten Zelte wurden bereits abgebaut. Auf der Auswertungsveranstaltung am Abend gab es einen Rückblick auf unsere Aktionstage: mit Fotos, Videos und einer kleinen Lesung aus dem Pressespiegel. Mit Musik und Tanzen im Zirkuszelt haben wir die Aktionstage beendet. Wir bedanken uns bei allen, die dabei waren und uns unterstützt haben!

Foto von Miss Städter

Am Montag haben wir mit über 100 Aktivist*innen den Rinderschlachthof von Tönnies in Badbergen blockiert. Dabei gab es Lock-ons mit Fahrradschlössern und Rohren. Einige Aktivist*innen sind aufs Dach geklettert und haben von dort ein riesiges Banner mit der Aufschrift „Shut Down Tierindustrie“ heruntergehängt. An einen Laster, der gerade aufs Gelände fahren wollte, kettete sich ein Mensch und sorgte so dafür, dass der Laster den ganzen Tag über die Zufahrt blockierte. In der Nähe haben wir außerdem mit einer angemeldeten Mahnwache auf unsere Forderungen aufmerksam gemacht. Dabei haben wir Flyer in verschiedenen Sprachen an die Arbeiter*innen verteilt.

Die Aktion sorgte für große Medienresonanz: Eine dpa-Meldung wurde von zahlreichen Medien aufgegriffen, die Blockade war in Fernsehnachrichten zu sehen und es gab mehrere längere Artikel. Vor Ort rief die Aktion unterschiedliche Reaktionen hervor, darunter viel Zuspruch von Anwohner*innen des Schlachthofs, die bei der Mahnwache vorbeikamen.

Die Polizei war von Anfang an vor Ort, konnte aber die Blockade nicht verhindern. Die Räumung zog sich über den ganzen Tag hin und erst gegen 21 Uhr wurden die letzten Personen entfernt. Dabei versuchte die Polizei großteils erfolglos, die Identität der Aktivist*innen festzustellen; einige wurden auch in Gewahrsam genommen. Bis auf zwei Personen kamen bis zum Abend wieder alle frei.

6:00 – Blockade vor dem Tor des Tönniesschlachthofs – 100 Leute
6:20 – Einige Leute sind angekettet und festgeklebt. Ein Banner wurde vom Dach gelassenn. Shut Down Tierindustrie!
6:40 – Leute sind auf dem Gelände und blockieren dort
7:10 – Leute sind auf einen Laster geklettert – ein Banner wurde am Laster befestigt
8:00 – Es gibt eine Mahnwache vor der Blockade. Sie freut sich über Unterstützung.
8:10 – Die Technische Einheit ist angekommen
9:00 – Der Betrieb im Schlachthof ist weiterhin unterbrochen
9:45 – Das Transpi auf dem Dach wurde abgenommen
9:50 – bisher wurden 4 Leute geräumt
11:00 – Blockade steht seit 5 Stunden
11:10 – Leute werden von der Polizei weggetragen
12:00 – Weitere Leute wurden auf unverantwortliche und gefährliche Art und Weise geräumt
12:45 Weitere Personen wurden vom Werkdach und vom LKW geräumt. Mindestens an einem Standort sitzt weiterhin die Sitzblockade.
13:20 Die Küfa ist da, wird aber nicht durchgelassen.
13:30 Sanis werden von der Polizei durchsucht.
13:50 Person vom LKW-Lock On wurde gelöst.
14:50 Sitzblockade bleibt stabil, jetzt gibt es auch Essen.
15:00 Leute werden in die Gesa nach Bersenbrück gebracht.
15:30 Viele Leute dürfen die Gesa wieder verlassen, ohne ihre Identität abzugeben.
16:00 Leider gab es zwei Festnahmen.
16:45 Es sitzen immer noch Menschen in der Sitzblockade.
18:45 Nach über 12 Stunden wird die Sitzblockade aufgelöst. Menschen lassen sich wegtragen.
21:00 Die letzten Menschen wurden geräumt. Die Blockade ist aufgelöst.

Vielen Dank für die Fotos an Hambi Pilger, Hendrik Hassel und Miss Städter

Heute begrüßte uns die strahlende Sonne. Der Sonntag Morgen stand wieder im Zeichen des Diskutierens und des gemeinsamen Lernens. Workshops wurden zu Themen wie „Umgang mit protestierenden Landwirt*innen“ gegeben und es fanden Aktionstrainings statt.

Nachmittags wurde ein Banner am Agravis-Werk am Umschlaghafen OIdenburg befestigt. Vor dem Werk wurde eine Mahnwache abgehalten. Agravis ist einer der größten Agrarhändler der EU und ein großer Futtermittelhersteller. Er steht für Sojaimporte aus Lateinmaerika, für Zerstörung von Regenwald und Savannenregionen, für Landraub und Vertreibung. Aber nicht nur Soja landet in Futtermittel – auch Weizen, Mais und Gerste. Landwirtschaftliche Flächen für Tierfutteranbau zu verwenden, statt für menschliche Nahrungsmittel ist extrem ineffizient. Don’t feed the climate crisis.

Am Nachmittag konnten sich Anwohner_innen bei der Campführung unser Camp anschauen. Außerdem bekamen wir Besuch von Laufen gegen Leiden und Bevegt, die einen kleinen Lauf durch Quakenbrück veranstalteten.

Samstag, 24.09.2022

Nach einer Nacht voll Nieselregen wachte das Aktionscamp gegen die Tierindustrie auf und startete nach dem Frühstück mit dem inhaltlichen Austausch. Bis zum Nachmittag standen Workshops und Vorträge zu Themen wie „Rechtshilfe für Aktivist*innen“, „Umgang mit emotionaler Belastung durch Aktivismus“ oder „Kleingruppenaktionen“ auf dem Programm.

 

Foto: Miss Städter

Nach dem Mittagessen brachen die meisten Teilnehmer*innen des Camps nach Vechta zu unserer Demonstration gegen die Tierindustrie auf – per Fahrrad, Zug und mit dem Solibus. Ca. 220 Menschen brachten unsere Forderungen nach einem sozial gerechten Ausstieg aus der Tierindustrie und einer pflanzenbasierten und ökologischen Agrarwende auf die Straße.

Freitag, 23.09.2022

Unsere Aktionstage im und um das Oldenburger Münsterland haben begonnen!

Startschuss war eine Blockade der Großmolkerei Ammerland in Oldenburg durch Animal Rebellion. Seit den frühen Morgenstunden blockierten die Rebell*innen stundenlang einen der zentralen Player der deutschen Milchindustrie. 

Die Klimastreik-Demonstration in Oldenburg unterstützten wir durch einen Redebeitrag zum Zusammenhang von landwirtschaftlicher Tierhaltung und Klimawandel.

In Quakenbrück wurde am Morgen unser Aktionscamp eröffnet. Im Camp finden bis Dienstag zahlreiche Workshops, Diskussionsveranstaltungen und Aktionstrainings statt.

Im Laufe des Freitags besuchten zahlreiche Medienvertreter*innen, aber auch interessierte Anwohner*innen und Landwirt*innen unser Camp.

Den Abschluss des Tages bildete eine Podiumsdiskussion über den Abbau der Tierbestände im Oldenburger Münsterland mit Vertreter*innen von Gemeinsam gegen die Tierindustrie, der Aktionsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft und Aktion Agrar.

Ausgewählte Presseartikel:
– Süddeutsche Zeitung: Tierschutz-Aktivisten protestieren vor Molkerei
– NDR: Tierschutz-Aktivisten setzen Proteste und Aktionen fort

In dieser Folge von „Gemeinsam lauschen – Der Podcast gegen die Tierindustrie“ sprechen Rey und Ben über die antipatriarchale Arbeit von Gemeinsam gegen die Tierindustrie. Sie erzählen dabei auch von eigenen Erfahrungen aus ihrem Leben, erklären was das Patriarchat eigentlich mit der Tierindustrie zu tun hat und wieso wir gegen jede Form von Unterdrückung kämpfen sollten. Inhaltshinweis: In diesem Podcast wird über Sexismus, Rassismus und Tierausbeutung gesprochen. Diese Themen können für Menschen abhängig von Erfahrungen und Betroffenheiten belastend sein.

Die Folge findet ihr auf unsere Webseite, könnt sie über Spotify und Funkwhale anhören oder euch über den Podcatcher eurer Wahl ziehen.

Die Podcast AG freut sich über Anregungen und Feedback: podcast@gemeinsam-gegen-die-tierindustrie.org

Unser Programm für das Aktionscamp  steht (fast)! Es beginnt am Freitag, den 23.9. um 12 Uhr und endet am 27.9. Wir freuen uns über zahlreiche Beiträge und einen spannenden Austausch. Über diese Programmpunkte könnt ihr euch schon freuen (Datum und Uhrzeiten folgen noch):

  • How to do a Kleingruppenaktion? (Zucker im Tank)
  • Ausprobieren von Kommunikationsstrategien und Know how beim Pressesprechen (Mika)
  • Ernährungssouveränität (Wir haben es satt)
  • Halboffenes Podium mit Aktion Agrar
  • Antirepressionsworkshop (AG Antirepression / GgdT)
  • Kleingruppenaktionen mit und ohne Material (Zucker im Tank)
  • Umgang mit emotionaler Belastung (AG Awareness / GgdT)
  • Wieso nur der Sozialismus die Umwelt retten kann. (Offensiv – Marxistische Organisation)
  • Lesung: „Glitzer im Kohlestaub – Vom Kampf um Klimagerechtigkeit und Autonomie“ (Zucker im Tank)
  • Bewegungsübergreifender Austausch zur Agrarwende (Wir haben es satt)
  • Aktionstrainings (GgdT)
  • Workshop & Gesprächstraining: Umgang mit protestierenden Landwirt*innen (AG Landwirtschaft / GgdT)
  • Autonomes Pressesprechen ( Mika)
  • Wie schaffen wir es, aktiv zu bleiben? (Zucker im Tank)
  • Infoveranstaltung für Widerstandsnomaden Selbsthilfegruppe nach RadikaleTherapie-Konzept (Kreativismus)
  • Politische Arbeit zwischen Aktivismus und Bürger*innen-Initiative (WiWa_Bleibt)
  • Mitmachen beim Bündnis Gemeinsam gegen die Tierindustrie (AG Neue & Vernetzung / GgdT)
  • Nach den Aktionstagen ist vor der Eurotier.

Dazu finden an einigen Tagen Campführungen statt.

Außerdem gibt es die Möglichkeit, an diversen Plena innerhalb und Aktionen außerhalb des Camps teilzunehmen. Zusätzlich haben wir ein Open-Space-Zelt eingerichtet, das gerne spontan mit Programm gefüllt werden darf!