
Brake – der größte Futtermittelhafen Deutschlands
Jährlich werden rund 4 Millionen Tonnen Agrargüter im Hafen an der Wesermündung umgeschlagen.
40 Prozent der deutschen Sojaimporte werden hier eingeführt und werden direkt zu den Futtermittelwerken der deutschen Tierindustrie weiterverfrachtet.
Größtes Hafen- und Logistikunternehmen in Brake ist J Müller. Das Unternehmen ist der größte Sojaimporteur Deutschlands und profitiert damit an den neokolonialen Ausbeutungsstrukturen der Agrar- und Tierindustrie.
Der Hafen Brake ist Hotspot von Protesten gegen die Agrarindustrie. Bereits mehrfach wurde der Hafen durch Agrarwende-Organisationen blockiert, z.B. um gegen das Freihandelsabkommen Mercosur zu demonstrieren. Lokale Initiativen demonstrieren hier gegen die geplante Weservertiefung. Im Oktober werden auch wir im Rahmen der Disrupt-Aktiontage in Brake aktiv.

Wer profitiert eigentlich von Futtermittelimporten?
Der Hunger der Tierindustrie des Globalen Nordens nach Futtermitteln insbesondere Soja aus Südamerika ist unermüdlich. In Südamerika werden großflächig Flächen der Regenwälder und Cerrado (Feuchtsavannen) zerstört, um neue Anbaugebiete zu erschließen. Die Expansion wird gewaltsam gegen den Widerstand der lokalen Kleinbäuer*innen und indigenen Gemeinschaften durchgesetzt.
Großgrundbesitzer verdienen durch die Sojaproduktion und den Export des Sojas. Agrarkonzerne wie z.B. Bayer-Monsanto profitieren ebenfalls durch den Vertrieb von Dünger, Pestiziden (Glyphosat u.a.) und Saatgut für den Sojanbau.Agrarhandelkonzerne wie Cargill, ADM oder J Müller verschiffen das Soja aus Südamerika in die europäischen Häfen.
In Europa landet das importierte Soja in den Futtermittelwerken der deutschen Tierindustrie. Konzerne wie Agravis oder MEGA Tierernährung produzieren daraus „Kraftfutter“, um dieses für die Akkordzucht in den Tierfabriken einzusetzen. Fleischkonzerne wie Tönnies, Rothkötter oder Wiesenhof profitieren als Betreiber von Schlachtfabriken und durch die Fleischarbeitung von dem ausbeuterischem System.
Immenser Flächenverbrauch durch Futtermittelanbau
Rund 80 % der weltweit landwirtschaftlichen Fläche wird für die Herstellung tierischer Produkte beansprucht.
Rund 33 % der weltweiten Anbauflächen werden für Futtermittelanbau verwendet.
In Deutschland werden knapp 60 % der landwirtschaftlichen Nutzfläche für Futtermittel verwendet.
Doch Deutschland ist aufgrund der immensen Produktion und des hohen Konsums an tierischen Produkten auf Importe von Futtermitteln angewiesen.
Zusätzlich werden 11,7 Mio. Hektar landwirtschaftliche Fläche im Ausland benötigt.
Auf all diesen Flächen könnten anstelle dessen auch verschiedenes Gemüse oder Hülsenfrüchte angebaut werden.
Dies wäre ein deutlich effizienterer und dadurch auch gerechterer Weg der Nahrungsmittelproduktion.
Deshalb sagen wir: Importstopp von Futtermitteln – Klimagerechtigkeit statt Neokolonialismus
Quellen
Brasilianische Landlosenbewegung: Movimento dos Trabalhadores Rurais Sem Terra (MST)
Natürlich gibt es auch in den vom Futtermittelanbau betroffenen Ländern Menschen und Gruppen, die gegen dieses System der Ausbeutung & Zerstörung kämpfen.
Ein Beispiel dafür ist die brasilianische Landlosenbewegung „Movimento dos Trabalhadores Rurais Sem Terra“ (MST)
Seit ihrer Gründung vor gut 40 Jahren in Brasilien, kämpft die Landlosenbewegung für eine faire Verteilung von Land.
In vielen Ländern Mittel- und Südamerikas ist der Besitz von Land sehr ungleich verteilt. 10 Prozent der Landeigentümer besitzen etwa 75 Prozent der Fläche, die meisten von ihnen Großgrundbesitzer und internationale Agrarunternehmen.
Die Landlosenbewegung MST besetzt Flächen und besiedelt sie. Außerdem fordert sie eine grundlegende Agrarreform.
Die Landlosenbewegung MST kämpft auch gegen den Einsatz von Pestiziden.
Eigentlich ist der Einsatz von Pestiziden, die in der EU längst wegen der gesundheitlichen Risiken verboten sind, in Mittel- und Südamerika immer noch weit verbreitet.
Quellen