Im Rahmen der Antipatriarchalen Gruppe wollen wir uns vor allem kritisch mit Männlichkeiten auseinandersetzen.
Die Gruppe ist offen für alle Bündnismitglieder jeglicher Geschlechter und orientiert sich an der folgenden Arbeitsdefinition von „Patriarchat“:
Das Patriarchat ist ein gesellschaftliches Konzept, das ein binäres Geschlechtersystem vorgibt. Soziale Ressourcen, Macht und Werte fallen darin cis männlichen Personen als Gruppe auf Kosten von Frauen, Lesben, Intersex, Nicht-Binäre, Trans- und Agender sowie alle anderen nicht cis männlichen Personen (FLINTA*) zu. Dieses System von Ermächtigungen wird unterstützt durch die Zuschreibung von Verhaltensweisen, wobei frauen-, queer- oder körperfeindliches Verhalten belohnt wird. Selbst Personen diskriminierter Gruppen können durch das Befürworten patriarchaler Werte durch übergeordnete Gruppen belohnt werden. Dabei sind Angst und Gewalt ein Mittel der Kontrolle.
Bei unserer Arbeit berücksichtigen wir soziale Ungleichheiten durch Diskriminierung und Priviligierung aufgrund von Geschlecht, Sexualität und Identität. Dabei reflektieren wir unsere eigene Positionierung kritisch. Aus unseren Privilegien und den damit einhergehenden Handlungsspielräumen leiten wir die Verantwortung für den Abbau bestehender Diskriminierungen ab. Damit wollen wir Raum- und Handlungsmöglichkeiten für Menschen unterschiedlicher sozialer Positionierungen schaffen. Wir streben eine selbstreflektierende Lernumgebung an, die von allen Menschen mitorganisiert wird und in der wir vertrauensvoll, respektvoll und kritisch konstruktiv miteinander umgehen.
Was wollen wir mit der Antipat Gruppe erreichen?
- Bündnismitgliedern mit Bildungsangeboten einen Zugang zu antipatriarchaler Arbeit ermöglichen.
- das Verständnis im Bündnis fördern, wie Männlichkeiten/Männlichkeitsanforderungen alle Geschlechter – inklusive cis Männer – einschränken und ihnen schaden.
- Empathie stärken für die Diskriminierungserfahrungen betroffener Personen und nicht nur ein kognitives Verständnis von Unterdrückungsstrukturen schaffen.
- erlernen, emotionale und reproduktive Arbeit gerechter zu verteilen und dieses Wissen und diese Praxis an das Bündnis weitertragen.
fördert eine Atmosphäre, in der sich vor allem cis Männer unabhängig von konkreter Kritik selbstständig mit Situationen im Bündnis und Betroffenenperspektiven und Veränderungsmöglichkeiten auseinandersetzen.
reflektiert konkrete patriarchale Situationen im Bündnis vor dem Hintergrund übergreifender (patriarchaler) Strukturen, individueller Prägungen und Privilegien.
will vor allem cis Männer auf geschlechtsbezogene Diskriminierung und ihre sexualisierenden Verhaltensweisen hinweisen und dazu einladen, sich mit uns in der Antipatriarchalen Gruppe auszutauschen und solche Verhaltensweisen abzubauen.
will aus der Reflexion heraus konkrete Schritte ableiten, um patriarchale Strukturen abzubauen.
- unterstützt bei der Umsetzung des Bündnis-Selbstverständnisses im Hinblick auf Transformative Gerechtigkeit und Antipatriarchale Arbeit.
- bringt sich in die Zusammenarbeit mit den anderen AGs ein und übernimmt Verantwortung im Falle von übergriffigem Verhalten, aber auch unabhängig von konkreten Vorfällen.
Wir treffen uns regelmäßig und freuen uns, wenn Menschen auch nur an einzelnen Treffen teilnehmen wollen. Nimm gern Kontakt mit uns auf (auch bei Fragen, Gesprächsbedarf, …): antipat@gemeinsam-gegen-die-tierindustrie.org.
Glossar
Um komplexen Problematiken gerecht zu werden müssen wir zum Teil komplizierte Begriffe benutzen. Hier werden sie erläutert. Ausführlichere Glossare sind weiter unten verlinkt.
Agender: agender Personen verstehen sich als keinem Gender zugehörig. Manche identifizieren sich als nicht-binär, andere lehnen diesen Begriff aber ab, weshalb die Agender-Identität explizit genannt wird.
binäres Geschlechtersystem: die Annahme, dass es zwei Geschlechter gibt, Männer und Frauen, ist ein (v.a. westlich geprägter) Konstrukt, was dazu dient, das Patriarchat zu legitimieren. Dabei werden Personen, die sich in dieser Binarität nicht wiederfinden abhängig von körperlichen Merkmalen gewaltvoll der Kategorie „Mann“ oder „Frau“ zugeordnet.
cis Mann: bezeichnet Menschen, die bei Geburt als Männer zugeordnet werden, und sich damit identifizieren bzw. sich nicht von dieser Identität distanzieren.
FLINTA*: Die Abkürzung steht für Frauen, Lesben, Inter, nicht-binäre, trans-, agender Personen und alle anderen vom Patriarchat betroffenen Personengruppen.
Intersex / intergeschlechtlich: intergeschlechtliche Personen sind Personen, deren Körper Merkmale aufweisen, die beider binären Geschlechter zugeordnet werden (zB: Körperform, Chromosomen, usw.).
Lesben: historisch betrachtet haben sich lesbische Personen oft von der Kategorie „Frau“ distanziert, weshalb der Begriff in der Abkürzung FLINTA* erscheint, auch wenn er heutzutage vor allem bloß eine sexuelle Orientierung bezeichnet.
Männlichkeiten: mit dem Begriff soll die Pluralität der männlichen Identitäten aufgezeigt werden. Der Gedanke, dass es eine einzige wahre Form von Männlichkeit gibt, ist eine kulturelle Anforderung, die dominantes Verhalten legitimiert und für alle Gender einschränkend ist.
Nicht-Binär: ist ein Überbegriff für Genderidentitäten, die nicht in das binäre Geschlechtersystem passen. Manche nicht-binäre Personen verstehen sich (auch) als trans, andere nicht.
Reproduktive Arbeit (Reproarbeit): umfasst Arbeitsformen wie Carearbeit, emotionale Arbeit, Hausarbeit, usw. Diese Arbeitsformen werden vor allem von weiblich sozialisierte Personen übernommen und sind dadurch gekennzeichnet, dass sie meistens unbezahlt, unsichtbar, und oft nicht mal als Arbeit anerkannt sind.
Trans, transgender: Personen, deren Gender von dem bei der Geburt zugewiesenen Geschlecht abweicht.
→ Weitere, ausführlichere Glossare rund um Queerfeminismus:
– https://kritische-maennlichkeit.de/glossar/
– https://feministischer8mlg.noblogs.org/worterklarungen/