„to be aware: sich bewusst sein, sich informieren, für gewisse Problematiken sensibilisiert sein.“
Wir wünschen uns, dass sich bei Gemeinsam gegen die Tierindustrie (GgdT) und gemeinsam geplanten Aktionen alle möglichst wohl und sicher fühlen können. Vielleicht ist das eine Utopie – aber eine, die wir sehr erstrebenswert finden. Wohlfühlen kann nur funktionieren, wenn wir achtsam und respektvoll miteinander umgehen und uns für unser eigenes Verhalten sensibilisieren. Bitte achtet sowohl auf eure eigenen körperlichen und emotionalen Grenzen, als auch die der anderen Aktiven und tragt dafür Sorge, dass sie gewahrt werden! Falls es dennoch zu Grenzverletzungen kommt und eine*r von grenzüberschreitendem Verhalten betroffen ist (oder dieses beobachtet oder Grenzen verletzt hat) und unterstützt werden möchte, kann die Person sich beim Awareness-Team melden.
Awareness ist ein Konzept, dass sich gegen jede Form von Grenzverletzung, Gewalt und Diskriminierung z.B. durch sexistische, rassistische, ableistische und queerfeindliche Handlungen und Haltungen stellt, sie nicht toleriert, sondern dagegen handelt beziehungsweise Handlungsmöglichkeiten aufzeigt.
Grenzüberschreitungen jeglicher Art sind ernstzunehmen. Deshalb ist es die Aufgabe aller, achtsam und respektvoll miteinander umzugehen und offen für die Perspektiven und Wahrnehmungen anderer zu sein. Ganz besonders dann, wenn betroffene Menschen von ihren Erfahrungen berichten. Diskriminierungen und gewaltvolle Verhaltensweisen müssen klar als solche benannt werden, ebenso deutlich wird einem diesem Verhalten entschlossen entgegengetreten und Betroffene werden unterstützt.
Es ist aber auch Teil der Realität, dass wir alle immer wieder Grenzen von anderen verletzen. Unter anderem aufgrund unserer Sozialisierung und unseren Privilegien stehen wir erst am Anfang eines Prozesses miteinander so umzugehen, dass sich Menschen wohl und sicher fühlen. Wir möchten dies anerkennen und positiv auf Kritik reagieren um uns gemeinsam zu verändern. Oft vermischen sich auch verschiedene Arten der Betroffenheit und Situationen werden komplex – auch das versuchen wir wahrzunehmen und danach zu handeln.
Das Awareness-Team hat die Aufgabe, in erster Linie für betroffene Personen ansprechbar zu sein, ihnen zur Seite zu stehen und sie zu unterstützen.
Im Sinne der transformativen Gerechtigkeit ist es wichtig, dass sich auch grenzüberschreitende Personen in einen Reflektionsprozess begeben. Dieser findet parallel statt und kann aus Kapazitätsgründen an eine eigens dafür organisierte Arbeitsgruppe ausgelagert werden. Für die Unterstützung betroffener Personen wird ein möglichst sicherer Ort zur Verfügung gestellt, in dem den Personen zugehört, die Perspektive nicht in Frage gestellt und sie – insofern das ihr Wunsch ist – nicht mit der Wahrnehmung anderer Personen konfrontiert werden.
Aufgabe des Awareness-Teams ist es, einen Rahmen zu schaffen, in dem betroffene Personen sich wohler fühlen. Das kann u.a. heißen, dass sie zur Ruhe kommen können, ihr Selbstwertgefühl gestärkt wird und sie ihre Handlungsfähigkeit wiedererlangen. Ein Ziel sollte sein, das Gefühl von Ohnmacht und Ausgeliefertsein zu überwinden und zu vermitteln, dass persönliche Grenzen – egal wo sie liegen, wichtig und berechtigt sind.
Wir respektieren die Definitionsmacht der betroffenen Personen, stellen also nicht in Frage, dass die Personen eine Situation erlebt haben, in der ihre Grenzen überschritten wurden. Uns ist dabei bewusst, dass die Wahrnehmung über das Erleben der betroffenen Person nicht von allen geteilt werden muss. Es geht eher darum, eine Handlung als grenzüberschreitend benennen zu können, und nicht darum, die dahinter liegende Motivation zu beurteilen.
Wir setzen Definitionsmacht nicht mit Handlungsmacht über andere gleich. Das bedeutet, dass jede Person das Recht hat, die eigene Wahrnehmung des Passierten zu benennen, der Umgang innerhalb der Gruppe aber der Situation entsprechend gemeinschaftlich reflektiert und beschlossen wird [siehe dazu: https://gemeinsam-gegen-die-tierindustrie.org/gemeinsamer-umgang-im-buendnis-mit-sexualisierter-gewalt-zwischenstand-ende-2022/].
Wir sind dabei prinzipiell auf der Seite der betroffener Personen und möchten in deren Interesse handeln. Parteilichkeit verstehen wir als innere Haltung, die aus der Auffassung entsteht, dass Unterdrückung und Herrschaft(-sformen) in unseren gesellschaftlichen Strukturen verankert sind und sich auch im Zwischenmenschlichen zeigen und dort wirken. Dies kann in der Situation eine Rolle spielen, aber nicht zwangsläufig sind betroffene Personen immer auch marginalisiert. Wir glauben, dass Betroffene am Besten wissen, was sie brauchen und wollen sie dabei unterstützen, solange unsere eigenen Grenzen gewahrt bleiben. Bei Grenzverletzungen, die die Handlungsmöglichkeiten des Teams überschreiten, ist es seine Aufgabe, professionelle Hilfe einzuschalten.
Bei jedem Bündnistreffen und bei gemeinsamen Aktionen gibt es immer Awareness-Ansprechpersonen, auf die zugegangen werden kann und die im Rahmen ihrer Möglichkeiten Unterstützung bieten. Ein Teil der Awarenessarbeit ist es dabei, sichere Rückzugsorte zu schaffen, an dem Betroffene zur Ruhe kommen und gehört werden können.
Wir wünschen uns einen gemeinschaftlichen, solidarischen Umgang mit Diskriminierung und Gewalt. Dafür gilt es, gemeinsam Verantwortung zu übernehmen, einander zuzuhören und unterstützend zu handeln.
Kontakt uns weitere Informationen
Ihr erreicht uns unter awareness@gemeinsam-gegen-die-tierindustrie.org, gerne verschlüsselt. Den passenden PGP-Schlüssel zur Mailverschlüsselung findet ihr hier.
Außerdem können FLinta* (Frauen, Lesben, inter, nicht-binäre, trans, agender)* Personen uns unter flinta-awareness@gemeinsam-gegen-die-tierindustrie.org erreichen, gerne verschlüsselt. Diese Adresse wird ausschließlich von FLinta* Menschen verwaltet. Den passenden PGP-Schlüssel zur Mailverschlüsselung findet ihr hier hier.
Mehr über unsere Antipatriarchale Arbeit findet ihr hier.
Begriffserklärungen
Zur Erklärung einiger verwendeter Begriffe empfehlen wir dieses Glossar: https://queer-lexikon.net/glossar/