PHW / Wiesenhof

Entnommen von Mastanlagen Widerstand:

Welcher Konzern befindet sich hinter der Marke Wiesenhof?

Bogen/BY – 09.03.13 Tierschützer blockieren Wiesenhof Schlachtfabrik

Ein kleines bäuerliches Landhaus auf grüner Wiese und ein paar Bäumen. Mit diesem Logo wirbt die Firma „Wiesenhof“ für ihre “Produkte”. Es soll dem Konsumenten ein Bild von idyllischen Bauernhöfen und glücklichen Hühnern vermitteln. Die Marke ist Dank intensiven Marketings in ganz Deutschland sehr bekannt und bezeichnet sich selbst stolz als “Geflügelmarke Nr. 1”. Jedes dritte für den Verzehr getötete Huhn stammt aus diesem Unternehmen. Der Konzern hinter Wiesenhof, die PHW-Gruppe, ist der größte Tierausbeutungskonzern Deutschlands und der drittgrösste Europas im Bereich Hühnerzucht, -haltung und -schlachtung. Die PHW-Gruppe mit Firmengründer Paul Heinz Wesjohann ist aber weit mehr als nur ein „Geflügel“produzent. Sie besteht aus über 40 Einzelunternehmen dazu gehören u. a.

– 6 Brütereien mit Elterntierhaltung
– 5 Mischfutterwerke
– 13 Schlacht- und Verarbeitungsbetriebe
– Lohmann Animal Health und Vibalogics GmbH: Produktion von Geflügelimpfstoffe, Futtermittelzusatzstoffe, Erforschung und Entwicklung von immunologischen und biologischen Wirkstoffen für die Veterinär- und Humanmedizin
– MEGA Tierernährung und PetCom Tierernährung GmbH & Co KG: Produktion von Heimtierfutter
– GePro Geflügel-Protein GmbH & Co KG:Entsorgung von Geflügel-Schlachtabfällen bzw. Verarbeitung zu Eiweiß- und Fettprodukten, sowie Geschmacksverstärken für Heimtier-, Fisch-, und Pelztierfutter
– Nutrilo: Herstellung von Nahrungsergänzungsmitteln für den menschlichen Verzehr
– Drobimex und Bomadek: Geflügelproduktionsbetriebe in Polen (3,4)

Auch in Discountern finden sich sämtliche Marken, die ebenfalls aus der Produktkette der PHW-Gruppe stammen. So z. B. die Marken Allfein (Allfein Feinkost GmbH; Netto), Gut Ponholz (Heidegold Geflügelspezialitäten GmbH; Netto), Gut Langenhof (Heidegold Geflügelspezialitäten GmbH; Norma), Landklasse (Heidegold Geflügelspezialitäten GmbH; Coop), geka (GEKA frisch + frost Handels GmbH & Co. KG ; Aldi-Nord), Heidegold (Heidegold Geflügel GmbH & Co KG; Aldi) und Landjunker (Frischland Premium Spezialitäten GmbH & Co.KG; Lidl). (1)
Handelspartner von Wiesenhof sind unter anderem REWE, ALDI-Nord, ALDI-Süd, Coop, Homann, EDEKA, Lidl, Kaufland, Kentucky Fried Chicken, Kühne, Real und Wienerwald. (2)
Die PHW-Gruppe erwirtschaftete mit seinem ausbeuterischen System 2012/13 einen Umsatz in Höhe von 2,45 Mrd. Euro. (3) Mit 1.379 Mio. Euro ist das Geschäftsfeld Geflügelspezialitäten mit der führenden Marke WIESENHOF der umsatzstärkste Bereich. Um diesen Umsatz zu erreichen betreibt Wiesenhof sechs Brütereien, bezieht Hühner aus 800 Mastanlagen und lässt in 13 Schlachtfabriken bundesweit Tiere im Akkord töten. (4) Jährlich werden 270 Millionen Hühner bzw. 4,5 Millionen Hühner pro Woche im Auftrag von Wiesenhof getötet. (5)
Der Leitsatz „working for a better life“ – Verantwortung für Mensch, Tier und Umwelt soll das freundliche, persönliche Image des Konzerns bestärken. Auf dessen Homepage wirbt der Konzern zudem mit folgenden Leitlinien für mehr Nachhaltigkeit, Klimaschutz und gesellschaftliche Verantwortung:

• Ökologisch und nachhaltig denken
• Verantwortungsbewusst handeln
• Offene Kommunikation pflegen
• Sicherheit und Vertrauen für den Kunden
• Wertschätzung und Respekt gegenüber dem Mitarbeiter

Profit auf Kosten von Mensch, Tier und Umwelt – eine Chronik der Skandale

Die Realität jedoch sieht anders aus. Seit Jahren steht der Konzern in der Kritik Profitmaximierung auf Kosten von Mensch, Tier und Umwelt zu betreiben. Immer wieder tauchen skandalöse Bilder aus Zulieferbetrieben in den Medien auf, welche Tierqual im Auftrag des Unternehmens belegen. Zudem wurde aufgedeckt, daß osteuropäische Arbeiter als „Lohnsklaven“ ausgebeutet werden und Raubbau an Grund- und Wasservorräten betrieben wird. Außerdem steht das Unternehmen unter dem Verdacht des Subventionsbetrugs. Dagegen klingen die oben genannten Leitlinien der PHW-Gruppe wie blanker Hohn.

Im Folgenden sind die einzelnen Skandale des PHW-Konzerns mit der Marke Wiesenhof in einer Jahreschronik zusammengefaßt.

2007:
Foodwatch erstattete Strafanzeige gegen den Geschäftsführer der PHW-Tochterfirma GePro. Der Vorwurf damals: Im Jahr 2005 soll GePro illegal Tiermehl aus Schlachtabfällen der BSE-Risikokategorie III in Nicht-EU Staaten geliefert haben. Letztendlich wurde das Ermittlungsverfahren mangels hinreichenden Tatverdachts eingestellt. (6)
Im Juli berichtete das ZDF-Magazin Frontal21 über schlechte Arbeitsbedingungen und Löhne bei Wiesenhof von polnischen Gastarbeitern, die nur 3,50 Euro pro Stunde verdienen sollen. Die PHW-Gruppe erwiderte in seiner Stellungnahme, daß die Beschäftigungsverhältnisse ordnungsgemäß und regelmäßig von Behörden überprüft werden und daß entgegen der Aussagen des Berichts die Arbeiter einen Bruttostundenlohn von 5-6 Euro erhalten, dazu käme noch freie Logis.

2008:
Die Staatsanwaltschaft Stade recherchierte gegen die Firma Lohmann Tierzucht GmbH, nachdem die Tierrechtsorganisation Peta den Zuchtbetrieb wegen Verstümmelung und Verstoß gegen das Tierschutzgesetz angezeigt hatte. Die Vorwürfe: Jahrelang hat das Unternehmen bei Hühnerküken Kämme gekürzt und Zehen amputiert – obwohl das illegal ist. Zudem wurden für die Zucht „unbrauchbare“ männliche Küken massenweise mit Kohlendioxid vergast und geschreddert. Gericht, Ermittler und Anwälte einigten sich letztendlich darauf, daß die Firma Lohmann eine Geldbuße über 100.000 Euro zahlt – und künftig das Stutzen der Kämme und Zehen unterläßt. Das Verfahren gegen einen der beiden Geschäftsführer wurde wegen Geringfügigkeit eingestellt. Der zweite Firmenchef wurde verwarnt. (7,8)

2010:
Das ARD-Politmagazin Report Mainz deckte schwere Tierschutzverletzungen in einem niedersächsischen Hühnerzuchtbetrieb auf. Wiesenhof entschuldigte sich für das Fehlverhalten der Mitarbeiter und der Fremdfirmen und trennte sich von den verantwortlichen Mitarbeitern und Fremdfirmen.

2011:
Die Vorwürfe vorangegangener Jahre konnten durch die ARD-Reportage “Das System Wiesenhof – Wie ein Geflügelkonzern Tiere, Menschen und die Umwelt ausbeutet”9 erneut belegt werden. Dort konnten Aufnahmen, die nachweisbar in einem PHW Betrieb von Tierschützern aufgenommen wurden, die Vorwürfe bekräftigen. PHW-Firmengründer Paul-Heinz Wesjohann wies diese Fakten in einem Interview allerdings zurück und verwies auf die Subunternehmer, in deren Arbeitsabläufe PHW keinerlei “rechtliche” Eingriffmöglichkeiten habe. Zudem habe er keine Kenntnis von solchen Vorgängen und konnte auch auf Vorzeigen der Videoaufnahmen nicht bestätigen, ob es sich wirklich um einen PHW-Betrieb handele, obwohl dies eindeutig zu erkennen war.


Auf einem Geflügelschlachthof der Wiesenhof-Gruppe bei Möckern wurden im April 2011 laut eines Berichtes des Nachrichtenmagazins Stern hygienische Mängel aufgedeckt. Auch gab es mehrfach Exportsperren für das Geflügel laut Stern. An den Wänden und Decken wurde durchgängiger Schwarzschimmelbefall entdeckt. Die zuständige Veterinäraufsicht konnte eine einwandfreie und hygienische Schlachtung nicht garantieren, zudem war von einer Kontamination der Schlachtkörper mit Magen-Darm-Inhalt die Rede. Weiterhin gab es Verstöße bei der Kühlung der Schlachtkörper; auch eine Überschreitung der zulässigen Schlachtmenge wurde kritisiert. Das Unternehmen wies die Vorwürfe entschieden zurück. Auch an dieser Stelle erhob die ARD-exklusiv Reportage “Das System Wiesenhof” vom 31.08.2011 schwere Vorwürfe.

2012:
Die Staatsanwaltschaft Oldenburg ermittelte wegen des Verdachts auf Subventionsbetrug. Der Vorwurf lautete: Wiesenhof soll ohne die erforderlichen EU-Zulassungsbescheide jahrelang Exportzuschüsse kassiert haben. (10,11,12)

2013:
Im Juni 2013 flog ein komplexes Geflecht an schnell wechselnden Werkvertragsnehmern und Zeitarbeitsfirmen im Umfeld des PHW-Unternehmens Geestland in Wildeshausen auf, das Spätaussiedler sowie ausländische Arbeitskräfte aus Rumänien, Bulgarien und Vietnam zu sehr ungünstigen Konditionen (Dreimonatsverträge, € 0,23 Lohn pro zerlegter Pute) beschäftigte. Auswärtige Arbeiter wurden in Massenunterkünften (bis zu 15 Betten pro Zimmer) einquartiert. Unerwünschte Mitwisser wurden offenbar massiv eingeschüchtert. (13,14,15)


Wie Stern TV Anfang September 2013 berichtete, wurden bei einem Wiesenhof-Lieferanten in Bayern schwächliche Tiere lebend in den Müll geworfen. Die Vorwürfe stützen sich auf aktuelle Filmaufnahmen der Tierschutzorganisation „Soko Tierschutz“, die u. a. zeigten, wie kranke Tiere im Stall liegen, der Hofinhaber ein flatterndes Tier in den Müllcontainer schleudert oder wie eine Hof-Mitarbeiterin versucht, ein zappelndes Tier an einem Eimer tot zu schlagen. (16,17,18,19)
Die PHW-Gruppe reagierte auf die immer wieder auftauchenden Vorwürfe mit einer eigenen Medienkampagne, die von der PR-Agentur Engel & Zimmermann AG mit Sitz in Gauting organisiert wurde. Diese PR fußt auf drei Säulen: 1. Wiesenhof wird als Opfer von sensationsgierigen Medien dargestellt 2. Es wird betont, daß Wiesenhof gesetzliche Vorgaben erfüllt und bei Verstößen konsequent handelt und 3. Via social media wird der Kontakt zum Endverbraucher gesucht. Angesichts der Bilder, wie Wiesenhof-Leute Tiere brutal mißhandeln, wurden die gezeigten Vorfälle vom Konzern als Einzelfälle verurteilt und Konsequenzen angekündigt. Immer wieder wälzt der Konzern die Verantwortung an Sub-Unternehmer und die Verbraucher ab, die schließlich Fleisch möglichst billig einkaufen wollen.

Privathof: geplatzter Imagewechsel und verlogenes Tierwohl

Seit Oktober 2011 gibt es das laut Konzern “tiergerechte” gehaltene Wiesenhof-Huhn mit der Marke Privathof. Im Januar 2013 wurde Privathof mit dem Tierschutzlabel vom Deutschen Tierschutzbund ausgezeichnet. Hier hat die Forschungsabteilung von Wiesenhof zusammen mit der LMU München unter Leitung von Prof. Dr. Michael Erhard (Leiter des Lehrstuhls für Tierschutz, Verhaltenskunde, Tierhygiene und Tiergesundheit) eine „besonders tiergerechte“ Haltungsform entwickelt. Es handelt sich um Hühner, die in klassischer Bodenhaltung in großen Ställen aufgezogen werden. Um ein Mastendgewicht von etwa 1,7 kg zu erreichen, benötigen die Tiere der Rasse “Cobb Sasso” etwa 10 Tage länger – also 40 Tage statt 30 Tage – als Zuchtlinien der herkömmlichen Rassen “Ross 308” oder “Ross 708”. Wiesenhof spricht daher von einer langsam wachsenden Hühnerrasse. Man sollte hier jedoch bedenken, daß ein Huhn in Freiheit weit über 10 Jahre alt werden kann. Picksteine und Strohballen sollen für Abwechslung sorgen. Die Besatzdichte ist mit 15 Tieren pro Quadratmeter etwas geringer als in der konventionellen Mast (20-23 Tiere). Bis Ende des Jahres sollen alle Farmen mit überdachten Außenbereichen, so genannten Kaltscharrräumen, ausgestattet sein. Zur Zeit beteiligen sich gerade mal 35 Farmen an diesem Konzept und diese Form der Mast unterscheidet sich nicht wirklich von der konventionellen, wie Soko Tierschutz in aktuellen Videoaufnahmen belegen konnte. (20) Die konventionelle Hühnermast beträgt bei Wiesenhof etwa 95% (laut eigenen Angaben sind von 4,5 Millionen getöteten Tieren 10.000 aus “biologischer Haltung”). Doch egal um welche Haltungsform es sich auch handelt, es ist und bleibt Massentierhaltung und nur so bleibt es für Wiesenhof lukrativ. Den Tieren wird jegliches Recht und Grundbedürfnisse wie Scharren, Erkunden der Umgebung, Aufbau eines sozialen Gefüges, Picken der Nahrung, eine gesunde Versorgung und vor allem Selbstbestimmung und Freiheit abgesprochen, denn dies paßt nicht in das Konzept einer Hühnermast, die mit den gehaltenen Tieren Geld verdienen will. Dennoch weiß der ehemalige Wiesenhof-Vorsitzende Paul Heinz Wesjohann in einem Zeitungsinterview über „glückliche Hühner“, daß diese „im Wesentlichen Wasser, Futter, genügend Sauerstoff, eine trockene Einstreu und einen Ruheplatz“ bräuchten. (21) Daß die Realität in Mastbetrieben aber nicht identisch ist mit dem, was Wesjohann beschreibt, haben zahlreiche Dokumentationen gezeigt. Die Hühner leben in ihren eigenen Exkrementen, weil eine Reinigung der Ställe unrentabel wäre. Sie sind dauerhaftem Streß und Enge ausgesetzt, da sich am Ende bis zu 23 Hühner einen Quadratmeter Platz teilen müssen. Sie leben in dauernder Konkurrenz um Futter und Raum und leiden durch „Turbowachstum“ unter schmerzhaften Krankheiten wie Knochen- und Muskelfehlbildungen, sowie an Organerkrankungen.

2014:

Im Dezember 2014 filmten Aktivist*innen der Tierrechtsorganisation animal Equality erschreckende Zustände in einer Enten Mastanlage der Firma Neuhardenberger Entenmast GmbH im brandenburgischen Letschin. Eine Millionen Enten liefert der Mastbetrieb jährlich für die Marke Wiesenhof der PHW-Gruppe. In den Videoaufnahmen die in vielen Medien veröffentlicht wurden ist zu sehen wie einige Enten auf den Rücken liegen und nicht mehr aufstehen können, andere sind stark verletzt und bluten, Mitarbeiter*innen laufen mit Mistgabeln durch die Anlage und erschlagen die schwerkranken Enten. Zudem ist auf den Bildern keine Ort zu sehen an dem die Wassertiere schwimmen oder baden können. (22)

2016:

Im April 2016 werden rumänische Leih- und Werksverztrags-Arbeiter*innen nach dem Brand in Lohne gekündigt. Alle großen Schlachthöfe in der Region setzen auf Subunternehmer. Die schicken dann ihre eigenen Arbeiter, um bestimmte Aufgaben wie das Verpacken von Hühnchen zu erledigen. Fällt die Produktion aus, wie nach dem verheerenden Brand, kann das Unternehmen dem Subunternehmer einfach kurzfristig kündigen – was aus den Mitarbeitern wird, muss Wiesenhof nicht kümmern. (23)

Einige werden die vor Sexismus triefenden Bruzzzler-Werbespots mit Atze Schröder bereits kennen. Und wer dachte, geschmackloser geht es nicht mehr, der*die wird nun von PHW/Wiesenhof eines Besseren belehrt. In einem Ende März 2016 online gestellten Werbespot spricht Atze Schröder -der gerne mit Bratwürsten auf Penisse anspielt- folgende Worte in die Kameras: „Und, seid ihr bereit für die größte Wurst des Sommers? Hier ist das Ding. Danach müssen Gina und Lisa erst mal in die Traumatherapie.“
Hintergrund zu diesen Worten scheint ein Vergewaltigungsvorwurf aus dem Jahr 2012 von Gina-Lisa Lohfink (bekannt durch Germanys Next Topmodel) gegen zwei Männer zu sein, die sie in einem Berliner Club kennenlernte. Die beiden Männer filmten die Vergewaltigung und veröffentlichten die Videos ohne Lohfinks Wissen im Internet. In den Aufnahmen, die auch als Beweismittel im Ermittlungsverfahren von der Staatsanwaltschaft Berlin angesehen wurden, wirkt Gina-Lisa Lohfink teilnahmslos und aphatisch und sagt mehrmals „Nein,Nein,Nein“ und „Hör auf“.
Doch darin sah die Berliner Staatsanwaltschaft keine Vergewaltigung und verhängte gegen Lohfink einen Strafbefehl, weil sie die beiden Männer zu Unrecht beschuldigt hätte. Gegen diesen Strafbefehl hat der Anwalt von Lohfink Einspruch eingelegt. Ende Juni 2016 kam es nun zum ersten Prozesstag, dass Urteil wird Anfang August erwartet. Wiedereinmal wird hier eine Betroffene sexualisierter Gewalt zur Täterin gemacht, weil ein Nein nach der (bisherigen) Gesetzesdefinition nicht ausreicht um eine Nicht-Einwilligung deutlich zu machen.
Die Solidarität mit Lohfink und die Empörung über PHW/Wiesenhofs Werbespot ist groß. Nach wachsenden Protesten gegen diesen Werbespot sah sich PHW/Wiesenhof gezwungen diesen aus dem Internet zu nehmen. Auch der Musiker und Botschafter von Werder Bremen (Wird von PHW/Wiesenhof gesponsort) Jan Delay zog seine Konsequenzen aus dem Spot. Er legte sein Botschafter-Amt nieder bis Werder eine Stellungnahme zu dem Werbespot veröffentlicht. Und Lohfink selbst erwägt nun rechtliche Schritte gegen PHW/Wiesenhof.
Atze Schröder und PHW/Wiesenhof reagierten auf den Protest gegen ihren Werbespot mit dem Versuch sich herauszureden. Schröder schrieb auf Facebook: „Der Werbespot ist vor einem Jahr gedreht worden und hätte niemals veröffentlicht werden dürfen. Schon gar nicht jetzt, wo er einen Bezug herstellt, der ekelhaft ist und so nie gedacht war.“ und weiter: „Ich bin absolut und ausnahmslos gegen jede Form sexueller Gewalt.“ Diese „Entschuldigung“ ist nicht der einzige Witz von Atze Schröder der nicht witzig ist. Wie kann Schröder behaupten gegen sexualisierte Gewalt zu sein, während er gleichzeitig ständig Sexismen reproduziert, die zu sexualisierter Gewalt führen. Und dann noch so zu tun, als hätten Schröder und PHW/Wiesenhof beim Dreh im Jahr 2015 gar keinen Bezug zu den bereits 2012 öffentlich gemachten Vorfällen um Gina-Lisa Lohfink hergestellt, scheint ein weiterer unverschämter Versuch zu sein sich aus der Verantwortung zu stehlen. Und selbst wenn es keinen personifizierten Bezug zu Gina-Lisa gegeben hätte, ist die Aussage, das irgendein Mensch nach der „großen Wurst“ eine Traumatherapie braucht, nichts anderes als eine Verherrlichung sexualisierter Gewalt.
Übrigens wurden die widerlichen Bruzzzler-Werbespots von diesen Firmen produziert: Ferry Film & TV Produktions GmbH in Hamburg und der KD&P Werbeagentur GmbH in Bremen (letztere produzierte nach Aussage von PHW/Wiesenhof auch den aktuell diskutierten Spot) (24)

Im April 2016 wurden bei Recherchen in PHW/Wiesenhof´s Tierfabriken wieder auf´s Neue die alltäglichen Zustände hinter den Mauern der Tierausbeutungsindustrie an die Öffentlichkeit geholt. Die Recherchen wurden in drei Mastanlagen und in Brütereien durchgeführt. Videomaterial zeigt unter anderem wie in der Duck Tec (Wiesenhof) – Brüterei in Wriezen (Brandenburg) Enten-Küken, die nicht profitabel sind, bei vollem Bewusstsein geschreddert werden.

Hier das Video von den Recherchen:

2017:

Am 08.08.2017 begann der Prozess gegen den Geschäftsführer von der Wiesenhof-Tochterfirma „Geestland Putenspezialitäten“ in Wildeshausen vor dem Landgericht Oldenburg. Und auch der ehemalige kaufmännische Leiter von PHW/Wiesenhof saß in diesem Verfahren auf der Anklagebank. Ihm wurde in diesem Verfahren Beihilfe vorgeworfen. Es ging um den illegalen Einsatz von 800(!) Menschen, deren Arbeitskraft zu Dumpinglöhnen ausgenutzt wurde. Zehn Millionen Euro sollen dadurch eingespart worden sein. Weiterführend findet im kommendem Jahr noch ein Verfahren statt. Dort wird es darum gehen, dass nicht nur der Wiesenhof-Tochter-Schlachtfabrik in Wildeshausen, sondern auch PHW/Wiesenhof selbst illegal Arbeiter*innen verschafft wurden!!! (25)

Am 19.12.2017 wurde in Düsseldorf der Prozess gegen 4 Fleischunternehmen wegen illegaler Preisabsprachen geführt. Aus Angst, dass der Prozess für Wiesenhof mit noch höheren Bußgeldern ausgehen könnte, zog der Fleischkonzern seinen Widerspruch kurzfristig zurück. Hat da etwa jemand was zu verbergen? Wiesenhof sagte dazu: „Auch wenn wir nicht an Preiabsprachen beteiligt waren, haben wir keine Garantie, dass es uns vor Gericht gelingen wird, unsere Unschuld glaubhaft zu beweisen.“ Schon klar! (26)

Mehr Informationen über den Prozess und wie die Fleischindustrie sich um Millionenhohe Bußgelder gedrückt hat, findet ihr hier:
https://www.noz.de/deutschland-welt/wirtschaft/artikel/995601/wurstkartell-prozess-wiesenhof-zieht-klage-zurueck-1

2018:

Vor dem Landgericht Oldenburg ist der Geschäftsführer einer bulgarischen Werkvertragsfirma angeklagt. Der Angeklagte hatte von 2009 bis 2010 Werkvertragsarbeiter*innen an eine deutsche Zwischenfirma vermittelt, die wiederum die Arbeiter*innen in der Wiesenhof-Schlachtanlage in Lohne hat schuften lassen. Vom Stundenlohn von acht Euro sahen die Arbeiter*innen nur noch die Hälfte und mussten von diesen vier Euro auch noch die Kosten ihrer Unterkünfte zahlen! Der angeklagte Geschäftsführer der bulgarischen Firma hat sich nun um den Prozess gedrückt und wartet anscheinend auf Verjährung der Tat. Die deutsche Zwischenfirma soll auch noch ein Verfahren bekommen, aber PHW/Wiesenhof scheint wieder fein raus zu sein. Für die illegalen Machenschaften im undurchsichtigen Netzwerk ihrer Zwischenfirmen muss PHW/Wiesenhof scheinbar abermals keine Konsequenzen fürchten. PHW/Wiesenhof schlägt lediglich ihren Profit aus dieser Ausbeutung. (27)

„Der Arzt Florian Kossen aus Goldenstedt (Landkreis Vechta) und sein Bruder, der katholische Pfarrer Peter Kossen, prangern die Arbeitsbedingungen in großen Schlachthöfen an. Osteuropäische Arbeiter, die in Großschlachthöfen wie Wildeshausen, Ahlhorn und Lohne tätig sind, würden „benutzt, verbraucht, verschlissen und dann entsorgt“, berichten sie in einer am Freitag verbreiteten Stellungnahme.(…)“ (NDR) (28)

„Im Streit um möglicherweise illegale Wasserentnahmen halten sich die Kontrahenten, der Kreis Vechta und der Hähnchenschlachter Wiesenhof, bedeckt. Der Landkreis bestätigte heute auf Anfrage lediglich ein Verfahren wegen einer Ordnungswidrigkeit. Weitere Angaben, etwa zur Höhe des Bußgeldes, wollte der Kreis wegen des „laufenden Verfahrens“ nicht machen. Das Unternehmen bestätigte, dass der Landkreis ein Bußgeld erlassen habe, dagegen habe das Unternehmen Einspruch eingelegt. Dem Wiesenhof-Konzern war unter anderem vom Naturschutzbund NABU vorgeworfen worden, bei seinem Schlachthof in Lohne aus Grundwasserbrunnen mehr Wasser als erlaubt entnommen zu haben. „ (29)

„Lohne. Der Naturschutzbund Niedersachsen klagt erneut gegen den Landkreis Vechta. Die Kommune hatte dem Wiesenhof-Konzern erlaubt, aus zwei Brunnen jährlich 250.000 Kubikmeter Grundwasser zu entnehmen. Diese Erlaubnis würde 30 Jahre lang gelten. Die Wasserentnahme trockne die gesamte Region aus, so die Kritik.“ (NDR) (30,31)

„Der Geflügelkonzern Wiesenhof schlachtet am Standort Königs Wusterhausen wesentlich mehr Hühner als genehmigt. Das Unternehmen pfeift offenbar auf Gerichtsentscheid und Strafgelder – und baut schon wieder auf seinem Gelände.“ (rbb24) (32)

2019:

Erneut werden die Lebensbedingungen der Arbeiter*innen in der Fleischindustrie von Meschenrechtler*innen aus dem Landkreis Vechta angeprangert. Bei einem Hausbesuch in einer Unterkunft in Goldenstedt im Landkreis Vechta konnte der Arzt Florian Kossen wiederholt katastrophale Zustände bei den dortigen Wohnverhältnissen feststellen. Die Zimmer sind zu klein, an den Wänden wurden große Schimmelflächen entdeckt, direkt davor die Pritschen der Arbeiter*innen und ihrer Familien. (33)

Quellenangaben:

1 mynetfair.com
2 tierrechte.de/themen/landwirtschaftlich…
3 phw-gruppe.de/kennzahlen.html
4 wiesenhof-online.de/kontakt/2/2/Standor…
5 Die Welt, 13.02.2009, Andrea Exler, So funktioniert die geheime Wiesenhof-Maschinerie
6 Die Tiermehl-Schmuggler: Der foodwatch-Report über illegale Exporte von Tiermehlen, unkontrollierte tierische Abfälle und die Komplizenschaft der Behörden, 21.02.2007
7 taz, Strafbefehl wegen Tierquälerei, 14.02.2011, taz.de/!65905
8 Spiegel 38/2011, Rekordbuße für Zuchtbetrieb Lohmann
9 youtube.com/watch?v=uDIqiN49bmA
10 Politik: Ermittlungen bei Wiesenhof,Süddeutsche Zeitung 28.04.2012
11 Subventionsbetrug? Razzia bei Wiesenhof Staatsanwaltschaft Oldenburg bestätigt Durchsuchungen in Niedersachsen und im Jerichower Land,Volksstimme 28.04.2012
12 Offenbar neue Ermittlungen gegen Wiesenhof, NDR 06.04.2012
13 Reportage: Lohnsklaven in Deutschland – Miese Jobs für billiges Fleisch, ARD Sendung vom 24. 06. 2013
14 Lohnsklaven in Deutschland: Mafiapaten der Schlachthöfe,Hamburger Abendblatt vom 24.06.2013
15 Skandalöse Verhältnisse in der Fleischindustrie: Lohnsklaven in Deutschland,Süddeutsche Zeitung 23. 06. 2013
16 Wiesenhof am Pranger: Strafanzeige gegen Hühnermäster, Süddeutsche Zeitung 11.09.2013
17 Tierquälerei bei Wiesenhof-Mäster: Lebendig in den Müll geworfen, SternTV 04.09.2013
18 REPORT MAINZ deckt auf: Wieder Tierquälerei auf Wiesenhof-Farm, Report Mainz 20.08.2013
19 Tierquälerei trotz Tierschutzlabel: Wertlose Wiesenhof-Garantie, taz, 05.09.2013
20 soko-tierschutz.org/de/wiesenhof-privat…
21 Die Welt, 22.03.2009, Andrea Exler, Geflügelzucht ist eine große soziale Tat
22 Enten in Brandenburg misshandelt: Gequälter Weihnachtsbraten, taz, 19.12.2014
23 https://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/panorama3/Wiesenhof-Das-Schicksal-der-Werkvertrag-und-Leiharbeiter,wiesenhof544.html
24 https://taz.de/Verein-haelt-an-Sponsor-Wiesenhof-fest/!5313439&s=phw/
25 https://www.kreiszeitung.de/lokales/oldenburg/wildeshausen-ort49926/geschaeftsfuehrer-geestland-angeklagt-8579409.html
26 https://www.nwzonline.de/region/vechta/blaulicht/lohne-oldenburg-lohner-firma-zahlt-nur-halben-lohn-angeklagter-erscheint-nicht-vor-gericht-und-laesst-prozess-platzen_a_50,2,3659662253.html
27 https://www.noz.de/deutschland-welt/wirtschaft/artikel/995601/wurstkartell-prozess-wiesenhof-zieht-klage-zurueck-1
28 https://www.ndr.de/nachrichten/niedersachsen/oldenburg_ostfriesland/Kossen-Brueder-prangern-Fleischindustrie-an,kossen254.html
29 https://www.ndr.de/nachrichten/niedersachsen/oldenburg_ostfriesland/Streit-um-illegale-Wasserentnahme,oldenburgkurzmeldung1172.html
30 https://www.ndr.de/nachrichten/niedersachsen/oldenburg_ostfriesland/Naturschutzbund-klagt-gegen-den-Landkreis-Vechta,oldenburgkurzmeldung1774.html
31 https://www.nwzonline.de/lohne/lohne-vechta-oldenburg-schlachthof-naturschutzbund-klagt-gegen-grundwasserbescheid_a_50,1,2626133271.html
32 https://www.rbb24.de/wirtschaft/beitrag/av7/wiesenhof-recht-illegal-gerichtsentscheidung-verstoss.html
33 Kossen-Brüder beklagen Schimmelzimmer für Arbeiter, NDR 1 Niedersachsen, 27.05.2019