Pressemitteilung von „Tear Down Tönnies“: Tönnies fordert Schadensersatz von Aktivist*innen

Tönnies fordert Schadensersatz von Aktivist*innen – diese lassen sich nicht einschüchtern und bereiten sich auf eine juristische Auseinandersetzung vor

Das Skandalunternehmen Tönnies fordert knapp 40.000 € von Aktivist*innen der Klimagerechtigkeits- und Tierbefreiungsbewegung. Der milliardenschwere Fleischkonzern wirft ihnen vor, das Unternehmen mit einer Blockadeaktion seines Schlachthofs in Kellinghusen (Schleswig-Holstein) wirtschaftlich geschädigt zu haben. Die Aktivist*innen bereiten sich darauf vor, sich mit juristischen Mitteln gegen die Zahlungsaufforderung zu wehren. Das überregionale Bündnis „Gemeinsam gegen die Tierindustrie“ ruft zur Solidarität mit den Aktivist*innen auf und mobilisiert zu einer Demonstration gegen Tönnies am 29.08.2020 in Kellinghusen.

Hintergrund:

Am 21.10.2019 blockierten etwa 30 Aktivistinnen der Aktionsgruppe „Tear down Tönnies“ den Tönnies-Schlachthof „Thomsen“ in Kellinghusen. Knapp elf Stunden lang verhinderten sie so den regulären Schlachtbetrieb. Ziel der Aktion war es, auf die prekären Arbeitsbedingungen, das endlose Tierleid und die starke Klima- und Umweltbelastung durch die Tierindustrie aufmerksam zu machen. Acht Monate nach der Blockade fordert das Unternehmen von mehreren Aktivist*innen knapp 40.000€ Schadensersatz und droht damit, die Zahlung gerichtlich durchsetzen.

Zuletzt stand das Unternehmen Tönnies durch die hohe Zahl an Corona-Infektionen an seinem Hauptstandort in Rheda-Wiedenbrück (Nordrhein-Westfalen) in den Schlagzeilen. Mehr als 1.300 Arbeiterinnen des größten Schlachthofs Europas hatten sich mit dem Virus Covid-19 infiziert. Grund dafür war der Mangel an Schutzmaßnahmen vonseiten des Unternehmens. Es kam zu einem Lockdown des Kreises Gütersloh und zu einer vierwöchigen Schließung des Schlachbetriebs.

Doch bereits vor der Corona-Krise stand Tönnies regelmäßig negativ in den Schlagzeilen: Die ausbeuterischen Arbeitsbedingungen in der deutschen Fleischindustrie sind seit vielen Jahren bekannt. Und auch für andere Krisen trägt der Tönnies-Konzern eine Mitverantwortung: „Die Klimakrise schreitet immer weiter voran, dabei verursacht die Tierproduktion etwa ein Sechstel der weltweiten Treibhausgasemissionen. Nitratverseuchung des Grundwassers, Antibiotikaresistenzen sowie die Abholzung des Regenwaldes für Futtermittelimporte sind nur einige weitere negative Folgen der Tierproduktion. Die grausame Ausbeutung und Gewalt gegen Tiere ist ebenfalls bekannt und dokumentiert, doch selbst kleinste Versuche der Verbesserung der Lebensbedingungen für die Tiere scheitern am Widerstand der Fleischindustrie und allen voran des größten Players Tönnies“, erklärt Aktivistin Isa. Proteste gegen die Fleischindustrie seien somit nötiger denn je, heißt es weiter. Von der Schadensersatzforderung wollen die Aktivist*innen sich nicht einschüchtern lassen und ihre Proteste fortsetzen.

„Tönnies‘ Profite in Milliardenhöhe schöpfen sich aus extremer Ausbeutung von Arbeiter*innen, Umwelt- und Klimazerstörung sowie Gewalt an Tieren. In NRW beantragt Tönnies Geld für seinen selbstverschuldeten Betriebsausfall vom Staat und in SH werden Aktivist*innen zur Kasse gebeten. Dass dies in einer Zeit passiert, in der die Tierindustrie noch nie so breit und kritisch diskutiert wurde und der Widerstand vor den Schlachthoftoren stetig wächst, ist kein Zufall. Diese dreisten Geldforderungen lassen sich als Reaktion eines schlechten Verlierers verstehen. Dies dürfen wir uns nicht gefallen lassen. Stattdessen sollten die Fleischkonzerne wie Tönnies enteignet und der längst überfällige Ausstieg aus der Tierindustrie eingeleitet werden.“, sagt Aktivist*in Maxi.