Corona: Viren auf Fleischprodukten nachgewiesen – Chinesische Regierung warnt vor Verzehr von Importen aus Brasilien

Nicht nur in Deutschland haben sich Schlachthöfe als Corona-Hotspots erwiesen, vielmehr wurden bereits seit Beginn der Pandemie immer wieder Ausbrüche auf der ganzen Welt bekannt.

Die Fleischkonzerne wiesen allerorten selbstverständlich die Verantwortung weit von sich. Und gemeinsam mit staatlichen Einrichtungen wurde von Anfang an beschwichtigt, dass ein Konsum der Fleischprodukte trotz Corona-Ausbrüchen unbedenklich sei.

Nachdem jedoch in China wiederholt Corona-Viren auf importierten Fleischprodukten nachgewiesen wurden, hat die chinesische Regierung nun eine Warnung vor Fleisch aus Brasilien ausgesprochen: Konsument*innen sollten vorsichtig sein beim Kauf von importiertem gefrorenem Fleisch sowie Meerestieren.

Hintergrund der aktuellen Warnung sind Virus-Nachweise auf gefrorenem Geflügelfleisch, das aus Brasilien importiert wurde. Brasilien ist hinter den USA das Land mit den zweitmeisten Corona-Infektionen, auch in Fleischbetrieben sind hohe Infektionszahlen bekannt geworden. Es wird davon ausgegangen, dass die Viren durch infizierte Schlachthof-Arbeiter*innen auf die Fleischprodukte gelangen.

Weitere Informationen:

13.08.2020, Spiegel: China findet Coronavirus auf Chickenwings

13.08.2020, Bloomberg: China Says Frozen Chicken Wings from Brazil Test Positive for Virus

Nach Untreuevorwürfen und dubiosen Exportgeschäften: Durchsuchungen bei Westfleisch-Standorten

Westfleisch, der drittgrößte Fleischproduzent Deutschlands, kommt aus den Negativ-Schlagzeilen nicht heraus. Nach Hunderten Corona-Infektionen unter den Beschäftigten, Schließungen von Standorten in Coesfeld und Dissen, wiederholten Protestaktionen vor den Werkstoren und Kontrollen von Zoll und Arbeitsschutz-Beamten wurden am Dienstag (16. Juni 2020) mehrere Geschäftsräume des Konzerns in Deutschland und Dänemark durchsucht.

Hintergrund sind Untreuevorwürfe gegenüber Mitarbeiter*innen. Bereits Anfang Mai berichtete die Wirtschaftswoche von „dubiosen“ Exportgeschäften im vergangenen Herbst. Nach dem Zusammenbruch der chinesischen Schweinefleischproduktion aufgrund der Afrikanischen Schweinegrippe verstärkten Fleischkonzerne wie Tönnies oder Danish Crown ihr Exportgeschäft. Auch Westfleisch versuchte den Absatz von in Deutschland produziertem Schweinefleisch durch Geschäfte in China zu steigern. Im aktuellen Fall sollten 12.000 Tonnen Schweinefleisch exportiert werden. Abgewickelt wurde das Geschäft aber offenbar über eine Firma in Dubai, mehrere Mitarbeiter*innen sollen sich über die Geschäfte mit dem Zwischenhändler bereichert haben. Die Rheinische Post spricht von einem zweistelligen Millionenbetrag.

Der Skandal reicht offenbar weit in die Führungsebene. Die Firma aus Dubai mit Namen Prime Meat Genrel Trading ist laut Wirtschaftswoche personell mit einer dänischen Firma verknüpft, die von Torben Soennichsen geleitet wird. Dieser ist Bruder des Westfleisch-Vorstandssprechers Steen Soennichsen.

Statt Stellung zu den Vorwürfen zu nehmen, geht Westfleisch die Staatsanwaltschaften scharf an. Diese würden Falschinformationen aufsitzen. Finanzchef Carsten Schruck spricht gar von einem „böswilligen Frontalangriff“ und meint, „dass es sich um eine gezielte Kampagne handelt, die Westfleisch in ein falsches Licht rücken soll.“

Quellen und weitere Informationen:

17.06.2020, Wirtschaftswoche:
Westfleisch: „Böswilliger Frontalangriff“

16.06.2020, Rheinische Post:
Staatsanwaltschaft durchsucht Westfleisch-Standorte

16.06.2020, Wirtschaftswoche:
Anfangsverdacht der Untreue – Durchsuchungen bei Westfleisch

08.05.2020, Wirtschaftswoche:
Dubioser Chinadeal – Westfleisch und Rippchenrätsel (kostenpflichtiger Beitrag)

Bild: Protest von Peter Kossen vor Westfleisch-Schlachthof in Coesfeld am 10. Mai 2020 (Quelle: Bistum Münster)

Afrikanische Schweinepest: große Auswirkungen in China // Lage auch in Europa angespannt

Die Tierindustrie ist darauf ausgerichtet, in kürzester Zeit immer mehr Fleisch, Eier und Milch zu produzieren – die Tiere werden im Sinne der Profitmaximierung zu Produktionseinheiten degradiert. Die damit einhergehenden Haltungsbedingungen auf beengtem Raum führen auch zu einer schnelleren Verbreitung von (Infektions-)Krankheiten, trotz massiver vorsorglicher Antibiotika-Gabe treten immer wieder Seuchen auf. Die nötige Konsequenz dieses im wahrsten Sinne des Wortes kranken Geschäftsmodells wäre, die Tierindustrie abzuschaffen!

Bis es soweit ist, werden weitere Seuchen auftreten. Aktuell ist es die Afrikanische Schweinepest (ASP): In China hat die ASP im ersten Quartal 2020 dazu beigetragen, dass die Schweinefleischproduktion massiv zurückging, um rund 30 Prozent. Knapp 60 Millionen Schweine mussten wegen ASP „gekeult“, das heißt massenhaft vorsorglich geschlachtet werden. Vor der ASP lag der dortige Kilogrammpreis für Schweine bei umgerechnet rund 0,60 bis 0,80 Euro, danach stieg er auf bis zu 6 Euro.

Auch in Europa ist die ASP ausgebreitet: In vielen mittel- und osteuropäischen EU-Ländern, insbesondere in Rumänien, ist die Seuche bereits ein großes Problem. In Polen, wo die Situation ebenfalls angespannt ist, hat das Virus die BRD schon beinahe erreicht:

„Sollte es in Deutschland zu einem Ausbruch der ASP kommen, wären die Marktfolgen kaum absehbar.“

21.04.2020, fleischwirtschaft.de:

China Fleischerzeugung kräftig gesunken

20. 04.2020, fleischwirtschaft.de:

Interview „Die Zahlen richtig interpretieren“