Nach Untreuevorwürfen und dubiosen Exportgeschäften: Durchsuchungen bei Westfleisch-Standorten

Westfleisch, der drittgrößte Fleischproduzent Deutschlands, kommt aus den Negativ-Schlagzeilen nicht heraus. Nach Hunderten Corona-Infektionen unter den Beschäftigten, Schließungen von Standorten in Coesfeld und Dissen, wiederholten Protestaktionen vor den Werkstoren und Kontrollen von Zoll und Arbeitsschutz-Beamten wurden am Dienstag (16. Juni 2020) mehrere Geschäftsräume des Konzerns in Deutschland und Dänemark durchsucht.

Hintergrund sind Untreuevorwürfe gegenüber Mitarbeiter*innen. Bereits Anfang Mai berichtete die Wirtschaftswoche von „dubiosen“ Exportgeschäften im vergangenen Herbst. Nach dem Zusammenbruch der chinesischen Schweinefleischproduktion aufgrund der Afrikanischen Schweinegrippe verstärkten Fleischkonzerne wie Tönnies oder Danish Crown ihr Exportgeschäft. Auch Westfleisch versuchte den Absatz von in Deutschland produziertem Schweinefleisch durch Geschäfte in China zu steigern. Im aktuellen Fall sollten 12.000 Tonnen Schweinefleisch exportiert werden. Abgewickelt wurde das Geschäft aber offenbar über eine Firma in Dubai, mehrere Mitarbeiter*innen sollen sich über die Geschäfte mit dem Zwischenhändler bereichert haben. Die Rheinische Post spricht von einem zweistelligen Millionenbetrag.

Der Skandal reicht offenbar weit in die Führungsebene. Die Firma aus Dubai mit Namen Prime Meat Genrel Trading ist laut Wirtschaftswoche personell mit einer dänischen Firma verknüpft, die von Torben Soennichsen geleitet wird. Dieser ist Bruder des Westfleisch-Vorstandssprechers Steen Soennichsen.

Statt Stellung zu den Vorwürfen zu nehmen, geht Westfleisch die Staatsanwaltschaften scharf an. Diese würden Falschinformationen aufsitzen. Finanzchef Carsten Schruck spricht gar von einem „böswilligen Frontalangriff“ und meint, „dass es sich um eine gezielte Kampagne handelt, die Westfleisch in ein falsches Licht rücken soll.“

Quellen und weitere Informationen:

17.06.2020, Wirtschaftswoche:
Westfleisch: „Böswilliger Frontalangriff“

16.06.2020, Rheinische Post:
Staatsanwaltschaft durchsucht Westfleisch-Standorte

16.06.2020, Wirtschaftswoche:
Anfangsverdacht der Untreue – Durchsuchungen bei Westfleisch

08.05.2020, Wirtschaftswoche:
Dubioser Chinadeal – Westfleisch und Rippchenrätsel (kostenpflichtiger Beitrag)

Bild: Protest von Peter Kossen vor Westfleisch-Schlachthof in Coesfeld am 10. Mai 2020 (Quelle: Bistum Münster)

Tiertransporte in Zeiten von Corona: Versorgung entlang der Route oftmals nicht sichergestellt

Deutschland exportiert große Mengen an Tierprodukten innerhalb der EU sowie darüber hinaus, und wird daher auch das „Schlachthaus Europas“ genannt. Die Bedingungen für die Tiere auf den langen Transporten sind kaum zu ertragen, was regelmäßige Recherchen belegen.

Corona-bedingt ist die Versorgung der Tiere entlang der Routen noch kritischer. Daher hat hat das Land Brandenburg nun festgelegt, dass von dort aus keine Tiertransporte mehr starten dürfen, die Russland als Ziel- oder Transitland haben, da dort derzeit keine Versorgungsstellen für Tiere im Betrieb seien. Tiertransporte in andere Gegenden werden laut Verbraucherschutzministerium ebenfalls nicht genehmigt, sofern aufgrund von Corona Zweifel am Betrieb von Versorgungsstellen bestehen.

24.04.2020, agrarheute.com:

Brandenburg: Keine Tiertransporte mehr nach und durch Russland

Europäische Kommission veröffentlicht Marktausblick in Zeiten von Corona: Schweinefleischproduktion wächst weiter!

Europäische Kommission

Corona bedeutet auch für die Tierindustrie unsichere Zeiten, insbesondere was die komplexen Lieferketten und das sogenannte Außer-Haus-Geschäft (Gaststätten, Catering, Hotels, …) anbelangt.

Die Kommission geht davon aus, dass die Rindfleischproduktion 2020 sehr stark von Corona beeinträchtigt wird, vor allem aufgrund der verringerten Nachfrage von Restaurants. Bezüglich der Schweinefleischproduktion geht die Kommission dagegen von geringen Corona-bedingten Beeinträchtigungen aus. Vielmehr prognostiziert sie für 2020 ein weiteres Wachstum, vor allem aufgrund des anhaltenden Wachstums der Nachfrage aus Asien um 12 Prozent.

24.04.2020, agrarheute.com:

Europa: Bauern und Agrarwirtschaft widerstehen der Corona-Krise