Im Frühjahr und Sommer fand eine 4-teilige Vortragsreihe von Gemeinsam gegen die Tierindustrie über die Fleischindustrie, ihr System der Ausbeutung und Zerstörung und Perspektiven eines Ausstiegs in Berlin statt. Die Referent*innen der Vortragsreihe gaben Einblicke in die verschiedenen mit den Fleischkonzernen und der gesamten Tierindustrie verbundenen Krisen und diskutierten mit den Zuhörer*innen über drängende Fragen und kontroverse Standpunkte.
Die Reihe startete mit einem Einbick in die Situation der Arbeiter*innen in der Fleischindustrie. Denn in der deutschen Fleischindustrie arbeiten vor allem migrantische Arbeiter*innen. Vom Ausstallen bis zum Schlachten und Zerlegen: Lohndumping, Überausbeutung, enorme körperliche und psychische Belastung bis hin zur Gewalt sind an der Tagesordnung. Wir sprachen über vermeintliche Verbesserungen durch das Arbeitsschutzgesetz, die Potentiale der gewerkschaftlichen Organisation und die eigenen Aktivitäten der Arbeiter*innen mit der Arbeitslosenselbsthilfe Oldenburg.
Vortragende aus dem Bündnis Gemeinsam gegen die Tierindustrie widmeten sich auf der zweiten Veranstaltung dem Thema „Fleisch. Macht.Markt. Über die Ware Tier in der Fleischindustrie, die Ausbeutung von Tieren und Perspektiven ihrer Befreiung.“ An der konkreten Situation der Tiere hat sich auch durch das gesteigene gesellschaftliche Unbehagen gegenüber Tierleid in der Fleischindustrie und das wachsende Angebot an vegetarischen und veganen Alternativprodukten, selbst von Unternehmen wie Rügenwalder Mühle oder Tönnies, nicht viel geändert. Dies liegt vor allem an der kapitalistischen Produktionsweise, in der Tiere zur Ware wurden. Wir sahen uns die Wertschöpfungskette der sogenannten “Tierproduktion” und die gesellschaftlichen Bedingungen der Tierausbeutung an. Wir beleuchteten die Strategien der Fleischindustrie ihre Macht abzusichern und diskutierten über Perspektiven, aus der Tierhaltung auszusteigen und das Schlachten zu beenden.
Während der vorletzten Veranstaltung referierte Christian Russau vom Forschungs- und Dokumentationszentrum Chile-Lateinamerika e.V. über den Sojaanbau des Agrobusiness in Brasilien und was das mit der Fleischindustrie hierzulande zu tun hat, denn 75% des aus Brasilien exportierten Sojamehls geht in die EU und landet hier in den Tiermastanlagen, zu einem Großteil in Deutschland. Dies bedeutet aber Auslaugung der Böden, Vergiftung von Boden, Wasser, Luft, Mensch und Tier durch Agrarchemikalien. Zudem findet der Soja-Anbau überwiegend in der Cerradolandschaft statt und steht mit der Rodung Amazoniens im Zusammenhang. Soja fördert Landkonzentration und Landkonflikte und bedroht kleinbäuerliche, indigene und andere traditionelle Gemeinschaften.
Zum letzten Termin widmete sich Animal Climate Action der Auswirkungen der Tierindustrie auf das Klima. Sie klärten die Zuhörenden über Methan, Landnutzungswandel, die Verantwortung der deutschen Tierindustrie und grün-gewaschene Scheinlösungen auf.
Die Diskussionen der spannenden Vortragsreihe und die Informationen der interessanten Gäste lassen wir in unsere Überlegungen und Strategien zur Abschaffung der Tierindustrie sowie der Agrarwende einfließen!