Hühner, Schweine, Rinder, Gänse, Enten und andere Tiere leiden in der Tierindustrie massiv – sowohl physisch, weil die Zucht- und Haltungsbedingungen zu zahlreichen Krankheiten und Verletzungen führen, als auch psychisch, weil sie in den üblichen Anlagen die meisten ihrer artgemäßen Verhaltensweisen nicht ausleben können. Sie erleben extreme Einschränkungen der Bewegungsfreiheit und Sozialstress, ihnen werden die Eltern bzw. die Kinder genommen, ihre eigenen Bedürfniss zählen so gut wie gar nicht. Der Weg zum Schlachthof und die Tötung bedeutet für viele Tiere zusätzlich krasses Leid.
Im Folgenden führen wir einige Beispiele dafür auf, wie mit verschiedenen Tieren standardmäßig – nicht ausnahmsweise – umgegangen wird.
Hühner
Hühner stammen von Wildvögeln ab, die im Jahr 10 bis 40 Eier zur eigenen Fortpflanzung legen. Sie brüten die Eier aus und ziehen die Küken auf. Freilebende Hühner bilden Gruppen von etwa 20 Hennen und einem Hahn. Sie verbringen viel Zeit mit der gemeinsamen Futtersuche. Dabei scharren, picken und kratzen sie am Boden und essen Samen, Pflanzen, Insekten und Würmer. Außerdem betreiben Hühner ausgiebige Gefiederpflege: Dazu gehört das Sandbaden und das Putzen der Federn. In der Dämmerung suchen Hühner einen möglichst hoch gelegenen Schlafplatz auf (vgl. Hoy 2009, Kapitel über Hühner)
Moderne Hühner sind die Ergebnisse zielgerichteter Züchtung. Da Hühner von Menschen zu zwei verschiedenen Zwecken – Fleisch- und Eierproduktion – genutzt werden, wurden zwei verschiedene Hühnerarten gezüchtet. Während die einen besonders schnell besonders viel Fleisch ansetzen, bringen die anderen besonders hohe Legeleistungen.
Erfahrt mehr über die Hühnerindustrie in unserem Podcast.
„Masthühner“
„Masthühner“ leben in den modernen Mastanlagen zu Zehntausenden in einer Halle. Sie werden als Küken aus der Brüterei in die Anlage gebracht und erreichen dort innerhalb von knapp fünf bis sechs Wochen ihr Schlachtgewicht. Pro Quadratmeter drängen sich über 20 Tiere. Die Hühner können nicht ungestört ruhen, ihren arttypischen Verhaltensweisen wie der Nahrungssuche oder dem Staubbaden nicht nachgehen, geschweige denn angemessen miteinander agieren und soziale Beziehungen pflegen. Gesäubert wird der Stall nur zwischen den Mastperioden, so dass die Hühner in ihren eigenen Exkrementen stehen. Fußkrankheiten sind die Regel; andere durch Turbomast und Enge verursachte Krankheiten und Leiden sind häufig (siehe Nutztierhaltungsgutachten vom wiss. Beirat des BMEL, S. 96 u. 104).
Nach Ablauf der Mastperiode werden die Hühner in Plastikkisten gepackt und zum Schlachthof gefahren, wo sie mit Gas oder im Elektrowasserbad betäubt, durch Kehlenschnitt getötet, entblutet, zerteilt und weiterverarbeitet werden.
Mindestens drei bis vier Prozent Verluste sind normal. Das bedeutet, dass insgesamt in Deutschland an einem einzigen Tag weit über 50.000 Hühner oft qualvoll in den Mastanlagen verenden.
Am Tag des Abtransports zum Schlachthof fangen und verladen sogenannte Fängerkolonnen oder große Maschinen die Masthühner. Die Fänger fassen die Tiere an den Beinen und tragen dabei bis zu fünf kopfüber hängende Masthühner pro Hand. Beim maschinellen Fangen hat sich ein System durchgesetzt, das die Tiere mit rotierenden Walzen auf ein Förderband »kehrt«. Bei beiden Fangmethoden erleiden Tiere Verletzungen wie Einblutungen ins Gewebe oder Knochenbrüche an Flügeln und Beinen.
„Legehennen”
Der Lebenszweck von „Legehennen“ ist die Eierproduktion. Durch gezielte Züchtung wurde der Bruttrieb heutiger Nutzhühner stark verringert sowie der Eier-Ertrag pro Huhn auf über 300 Eier pro Jahr gesteigert. In den meisten großen Tierfabriken leben die Hühner in Bodenhaltung, d.h. es sind mehrere zehntauend Hühner in großen Hallen, teilweise mit so genannten Volierensystemen. Die erlaubte Besatzdichte ist neun Hennen pro Quadratmeter, bei mehreren Etagen 18 pro Quadratmeter Bodenfläche. Ab einer Gruppengröße von ca. 50 Tieren können Hühner keine stabile Rangordnung mehr aufbauen; eine häufige Folge sind Verhaltensstörungen wie Federpicken, das sich bis zum Kannibalismus ausweiten kann.
Aufgrund der permanenten Legebelastung haben die Hennen oft schwerwiegende Krankheiten und Verletzungen. Einer Studie zufolge erleiden durchschnittlich 53 % aller Tiere während ihres Lebens mindestens einen Knochenbruch. (Nutztierhaltungsgutachten S. 105)
Kaum eine „Legehenne“ wird älter als etwa eineinhalb Jahre. Nach dieser Zeit lässt die Legeleistung nach und es ist am profitabelsten, die Hennen durch neue zu ersetzen. Die „verbrauchten“ Tiere werden getötet und gewöhnlich als „Suppenhühner« vermarktet. Ebenfalls nicht profitabel ist es, die männlichen Küken, die im Rahmen der „Produktion“ von Hennen für die Eierindustrie entstehen, aufzuziehen: Sie legen keine Eier und sind auch nicht zur Mast geeignet, da sie aufgrund der Züchtung zu wenig Fleisch ansetzen. Um die 50 Millionen Küken werden daher jedes Jahr im Alter von wenigen Tagen vergast oder geschreddert.
Schweine
Heutige Schweine stammen von Wildschweinen ab. Die in ihnen angelegten Verhaltensweisen unterscheiden sich kaum von denen ihrer Vorfahren. Wenn sie Gelegenheit dazu haben, bewegen sie sich viel. Mit ihrem empfindlichen Rüssel wühlen sie im Boden nach Wurzeln, Würmern und Pilzen. Schweine sind soziale Tiere. In den Gruppen bilden sie eine Rangordnung und enge soziale Beziehungen (vgl. Hoy 2009).
Schweine mögen es bequem: Sie bauen sich Schlafnester aus Zweigen und Blättern. Um ihr Geschäft zu verrichten, entfernen sie sich von Liege- und Fressplätzen. Sauen, die Ferkel erwarten, entfernen sich von der Gruppe und bauen ein Nest, das sie sauber halten und in dem sie für zehn Tage die Ferkel versorgen. Schweine sind sehr neugierige Tiere und ziemlich clever: Sie verständigen sich untereinander mit verschiedenen Lauten. In Trainingsversuchen lernten sie zahlreiche Kommandos.
In der in Deutschland üblichen Haltung verbringen Schweine ihr gesamtes Leben auf wenigen Quadratmetern im Stall. Man unterscheidet zwischen Schweinezucht- und Schweinemastanlagen. In den Zuchtanlagen werden Sauen gehalten, die zweimal im Jahr künstlich besamt werden. Zur Besamung darf man Sauen bis zu vier Wochen in körpergroße Käfige, die so genannten Kastenstände, einsperren, wo sie sich praktisch gar nicht bewegen können. Nach der Zeit im Kastenstand kommen die Sauen in Gruppenbuchten, bevor man sie kurz vor der Geburt erneut in körpergroßen Käfigen, den so so genannten Ferkelschutzkörben fixiert, wo sie ihre Ferkel bekommen.
Die „Mastschweine“ sind in Buchten mit Spaltenboden eingesperrt. Eine Bucht für zehn Schweine muss nur 7,5 Quadratmeter groß sein. Dort können die Tiere nicht wühlen, nicht suhlen, nicht rennen, sich nicht zurückziehen, ihre Neugier so gut wie nicht ausleben und eigentlich gar nichts tun außer zu fressen. Eine Trennung von Kot- und Liegeplatz ist unmöglich, so dass die Tiere über und in ihren eigenen Exkrementen stehen und ruhen. Viele Schweine leiden in den wenigen Lebensmonaten an Infektionskrankheiten und Verletzungen, die auf die Mastbedingungen zurückgehen (Nutztierhaltungsgutachten, S. 96). Tiere, die während der Mast in den Anlagen sterben, werden an Verarbeitungsbetriebe geliefert. Eine Studie ergab, dass deutschlandweit täglich bis zu 1200 Schweine dort ankommen, die vor ihrem Tod lange und erheblich gelitten haben.
Im Alter von etwa sechs Monaten werden die Schweine zum Schlachthof transportiert, wo sie erst betäubt und dann per Kehlschnitt getötet werden. Die Betäubung durch Gas fühlt sich für die Tiere an wie Ersticken. Bei der Betäubung per Elektrozange kommt es nach offiziellen Schätzungen in 3,3 bis 12,5 Prozent der Fälle zu Fehlbetäubungen. Außerdem werden mehrere hunderttausend Schweine jährlich nicht richtig »abgestochen«, so dass sie im heißen Brühbad wieder erwachen, wo sie dann qualvoll ertrinken. Insgesamt tötet die Fleischwirtschaft in Deutschland knapp 60 Millionen Schweine jährlich.
— Informationen über weitere Tierarten folgen —