Corona nun auch in Westfleisch-Schlachthof

Corona hat auch massive Auswirkungen auf die Tierindustrie. Nach Corona-Fällen in Schlachthöfen von Müller-Fleisch und Vion, gab es nun auch bestätigte Fälle bei einem Schlachthof von Westfleisch. FLEISCHWIRTSCHAFT online meldet:

Auch der Westfleisch-Konzern muss sich mit Erkrankungen von Mitarbeitern durch das Coronavirus auseinandersetzen. […] Die Produktion laufe weiter, man stehe in engem Austausch mit den Gesundheitsbehörden. […] Am Westfleisch-Standort in Coesfeld arbeiten nach Angaben des Unternehmens rund 1.200 Menschen.

05.05.2020, FLEISCHWIRTSCHAFT online:

Coronavirus: Westfleisch kämpft mit Corona

Nach Corona-Fällen in Schlachthof: Vion plant Produktionsstopp

Nachdem bekannt wurde, dass sich Arbeiter*innen eines Vion-Schlachthofs in Bad Bramstedt mit Corona infiziert haben, und die Zahl der Infizierten sich auf 49 erhöht hatte, hat Vion nun einen Produktionsstopp für den Betrieb angekündigt.

Das Personal werde in außerplanmäßige Betriebsferien geschickt – ob die Arbeiter*innen Urlaubstage aufbrauchen müssen und ob sie weiterhin bezahlt werden, ist bislang noch unklar. Vion darf sich jedoch nicht aus der Verantwortung ziehen, sondern muss die Arbeiter*innen finanziell absichern, für die medizinische Versorgung aufkommen und angemessenen Wohnraum zu Verfügung stellen! Es war vorher schon absehbar, dass es in der Fleischindustrie zu solchen Entwicklungen angesichts von Corona kommen würde – Arbeitsrechtsinitiativen hatten bereits vor Wochen in einem offenen Brief davor gewarnt.

In seiner Pressemitteilung bezeichnet sich Vion selbst als „systemrelevantes Unternehmen“. Tiere, die während der kommenden Schließung an den Schlachthof in Bad Bramstedt transportiert worden wären, sollen nun an anderen Standorten in Deutschland oder den Niederlanden verarbeitet werden.

Wir fordern: Stillegung aller Anlagen von Vion und der gesamten Tierindustrie – denn die Tierindustrie ist nicht systemrelevant, sondern gehört abgeschafft!

04.05.2020, NDR online:

Nach Corona-Fällen: Schlachthof will Produktion stoppen

03.05.2020, Pressemitteilung von Vion:

Corona-Infektionen – kurzfristig Betriebsferien in Bad Bramstedt

(Bildquelle: Animal Rights Watch e.V. – ARIWA)

18 Arbeiter*innen bei Vion-Schlachthaus in Kellinghusen mit Corona infiziert

Nachdem erst letzte Woche bekannt wurde, dass sich 300 meist rumänische Werkvertragsarbeiter*innen im Schlacht- und Verarbeitungsbetrieb Müller Fleisch in Pforzheim mit dem Coronavirus infiziert haben, gibt es nun neue Fälle bei Vion in Schleswig-Holstein. 110 Menschen wurden unter Quarantäne gestellt.

Schlachtfabriken sind nicht systemrelevant, sondern gehören stillgelegt. Die Arbeiter*innen sollten trotzdem entlohnt werden und die Möglichkeit bekommen, die Corona-Schutzmaßnahmen einzuhalten.

03.05.2020, NDR.de:

49 Corona-Fälle bei Schlachthof-Mitarbeitern

Die „Fabrik der Infizierten“ – Der Corona-Ausbruch in Pforzheim und die Ausbeutung der Werkvertragsarbeiter*innen in der Fleischindustrie

300 meist rumänische Werkvertragsarbeiter*innen infizierten sich im Schlacht- und Verarbeitungsbetrieb Müller Fleisch in Pforzheim mit dem Coronavirus. Von einer „Fabrik der Infizierten“ spricht Spiegel Online in einem Artikel und berichtet über die untragbaren Arbeits- und Lebensbedingungen der Arbeiter*innen.

500 Millionen Euro Umsatz macht Müller Fleisch und beliefert werden vor allem Discounter. Stefan Müller erklärt sich den heftigen Corona-Ausbruch mit rassistischen Plattitüden: Die Rumänen seien halt ein geselliges Volk, es werde viel gefeiert, so der Geschäftsführer des Unternehmens, das gut die Hälfte des Fleischmarktes in Baden-Württemberg beherrscht.

Tatsächlich kritisieren Gewerkschaften, Arbeitsrechtsinitiativen und Unterstützer*innenkreise seit Wochen den fehlenden Gesundheitsschutz für prekär beschäftige Arbeiter*innen in der Fleischindustrie. Abstandsregeln würden nicht eingehalten, die Unterbringung in Massenunterkünften verhinderten jeden Infektionsschutz und die Schwerstarbeit mit 12-Stunden-Schichten an 6 Tagen die Woche belaste die Gesundheit der Beschäftigten, kritisierte kürzlich Peter Kossen, der seit Jahren für die Rechte von Arbeitsmigrant*innen aktiv ist. Die Verantwortung für derartige Zustände werde an Subunternehmen abgeschoben, bei denen ein Großteil der Arbeiter*innen offiziell beschäftigt sind.

Auch bei Müller Fleisch sind die Hälfte der Beschäftigten über Subunternehmen angestellt. 500 der 1.100 Arbeiter*innen kommen aus Rumänien, der Großteil von ihnen befindet sich mittlerweile in Quarantäne. Eine Schließung des Betriebs lehnt Müller Fleisch ebenso ab wie eine Beteiligung an den Kosten der Quarantänemaßnahmen des Landkreises.

02.05.2020, Spiegel Online:

„Die Fabrik der Infizierten“

26.04.2020, RP Online:

„Kossen warnte vor Infizierung der Leiharbeiter“

(Bildquelle: Animal Rights Watch e.V. – ARIWA)