Wir stellen vor: Deutsches Milchkontor (DMK) – Größter Milchindustriekonzern Deutschlands

Die DMK Deutsches Milchkontor GmbH ist einer der Big Player in Sachen Milchindustrie – in Deutschland und auch global.

Mit einem Jahresumsatz von 5,5 Milliarden Euro (2021) steht das DMK national ganz oben auf der Liste der Molkereiunternehmen. Bekannte Marken wie Milram, Osterland, Humana oder Alete gehören dazu.

Entstanden durch die Fusion der Nordmilch AG und der Humana Milchindustrie GmbH im Jahr 2010 wurde das Deutsche Milchkontor zu Deutschlands größter Molkereigenossenschaft – und erhielt enorme Marktmacht. Dafür gibt es immer wieder viel Kritik und Proteste, wegen der Preispolitik und auch, weil Milcherzeuger*innen so kaum noch Vermarktungsalternativen haben.

„Wir holen das Beste aus der Milch“ heißt es auf der DMK-Webseite. Auf welchen Kosten Käse, Eis, Babynahrung und andere Molkereiprodukte hergestellt werden, wird mit klassischen Marketing-Phrasen schöngeredet: „DMK verfolgt einen umfassenden Ansatz zu Tierwohl, Tiergesundheit, Umwelt und Klimaschutz, Ökonomie und Soziales.“

Die Realität der Milchindustrie sieht anders aus: Leidende, gequälte Tiere werden auch in den sogenannten „Vorzeigebetrieben“ in unwürdigen Bedingungen gehalten und ausgebeutet, Kälber ihren Müttern weggenommen. Klimabilanz und Auswirkungen auf die Umwelt sind fatal, zumal die Milchindustrie durch die ständige Kälberproduktion nahtlos mit der Fleischindustrie verbunden ist.

Zusammen mit Tönnies ist das Deutsche Milchkontor in Deutschland für insgesamt 2,6% der landesweiten Emissionen verantwortlich. „Das Beste aus der Milch“ bedeutet für DMK vor allem eines: Profite. Egal, ob Tiere, Klima oder Menschen darunter leiden.


Quellen und weitere Infos:

Statista: https://de.statista.com/statistik/daten/studie/381406/umfrage/umsatz-von-dmk-weltweit/
Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_gr%C3%B6%C3%9Ften_Molkereiunternehmen
DMK: https://dmk.de/wie-wir-handeln/tierwohl
Deutsches Tierschutzbüro: https://www.tierschutzbuero.de/aufgedeckt-milchkuehe-getreten-und-gepruegelt-fuer-deutschlands-groesste-molkerei-dmk-versteckte-kameras-dokumentieren-tierquaelerei-staatsanwaltschaft-ermittelt
Correktiv: https://correctiv.org/top-stories/2021/09/21/die-milchlobby-wie-unsere-milch-klima-und-umwelt-schadet/

Studie zur Milchindustrie kritisiert Großkonzerne und Folgen für Klimawandel

Der Ausstoß klimaschädlicher Gase durch die Milchindustrie ist in den vergangenen Jahren rasant gestiegen. Bereits von 2005 bis 2015 erhöhten sich die Emissionen laut der UN-Welternährungsorganisation um 18 Prozent. Eine Studie des Institute for Agriculture and Trade Police (IATP) spricht von einem weiteren sprunghaften Anstieg in den zwei Jahren nach der Unterzeichnung des Pariser Klimaabkommens (2015). Die Organisation, die sich für einen nachhaltigen Agrarhandel einsetzt, geht von einer Steigerung des Ausstoßes von klimaschädlichen Gasen wie Kohlendioxid und Methan um elf Prozent von 2015 bis 2017 aus.

Der erhöhte Ausstoß gehe vor allem auf die Erweiterung der Produktion von milliardenschweren Großkonzernen wie Amul (Indien), Le Groupe Lactalis (Frankreich), Saputo (Kanada), Danone (Frankreich), Fonterra (Neuseeland), Dairy Farmers of America (USA) oder dem Deutschen Milchkontor (Deutschland) zurück. Insgesamt würden die 13 größten Konzerne mehr Emissionen zum Klimawandel beitragen als ganze Staaten wie zum Beispiel Großbritannien.

Gleichzeitig zeige sich in der Industrie ein lang anhaltender Konzentrationsprozess. Großbetriebe und Konzerne dominieren zunehmend die Produktion, die Verarbeitung und den Handel von Milchprodukten. Die forcierte Ausweitung der Produktion führe zu immer weiter sinkenden Preisen und der Verdrängung kleinbäuerlicher und mittelständischer Milchbetriebe, so das IATP. Seit 1997 verringerte sich beispielsweise die Zahl der Betriebe in den USA von 125.000 auf 54.000 im Jahr 2017. “You have to get bigger or get out“ – „Wachsen oder weichen“, fasst IATP-Autorin Shefali Sharma die Entwicklung zusammen.

Weitere Informationen:

15.06.2020, Shefali Sharma (IATP)
Milking the Planet – How Big Dairy is heating up the planet and hollowing rural communities
Ausführliche Zusammenfassung der IATP-Studie (englisch)

15.06.2020, The Guardian (UK)
Emissions from 13 dairy firms match those of entire UK, says report (englisch)

16.06.2020, World News Monitor
Kuhmilch hat schwerwiegende Folgen für die Umwelt (deutsch)

Qualzucht, Erkrankungen und Verletzungen – Tierärzte kritisieren Milchindustrie scharf

„Die Frage, ob Nutztiere so gezüchtet wurden, dass sie eine Qualzucht darstellen, die ist in höchstem Maße berechtigt“. Der Präsident der Landestierärztekammer Mecklenburg-Vorpommern, Holger Vogel, kritisiert die Milchindustrie gegenüber dem NDR ungewohnt offen. Und dies ausgerechnet zum 1. Juni, dem vom Internationalen Milchwirtschaftsverband IDF ausgerufenen „Weltmilchtag“.

Traditionell eher ein Tag, an dem Medien wohlwollend die PR-Meldungen von Milchverbänden wiedergeben. Vogel spricht sich nicht generell gegen die Haltung von Kühen für die Milchproduktion aus, stellt aber fest, dass jede zweite Kuh an Euterentzündungen, an Stoffwechsel- und Fruchtbarkeitsstörungen sowie an Problemen mit den Klauen leide. Untersucht wurden Kühe der in Deutschland verbreitetsten Rasse ‚Deutsches Holsteinrind‘. In den letzten 40 Jahren hat sich die Milchleistung der Kühe von 5.000 auf durchschnittlich 10.000 kg Milch pro Jahr erhöht. Nach fünf Jahren und drei Schwangerschaften werden die meisten Tiere, die eine Lebenserwartung von 20 bis 25 Jahren haben, in die Schlachthäuser transportiert.

„Wenn man sich die Kreatur, das Mitgeschöpf mal anschaut, wie sie dann oft aussehen, wenn die Nutzungszeit zu Ende ist, wie sie auf den Schlachthöfen ankommen, ja, geradezu entsorgt werden, das muss doch betroffen machen“, so Vogel.

Auch Recherchen zeigen immer wieder elende Lebensbedingungen und weitreichende Verstöße gegen so genannte Tierschutzvorgaben. Ein Großbetrieb wurde im Allgäuer Tierschutzskandal nach einer Recherche der Tierrechtsorganisation SOKO Tierschutz im vergangenen Jahr geschlossen.

Aktuell steht zudem die Niendorfer Landerzeuger GmbH, ein Großbetrieb aus Mecklenburg-Vorpommern, nach einer Recherche von ARWIA – Animal Rights Watch in der Kritik. Die Aufnahmen zeigen Kühe, die in ihrem Kot liegen, an offenen Wunden und Gelenkschwellen leiden sowie „Berge toter Kälber“.

Quellen und weitere Informationen:

03.06.2020 – TopAgrar Online: Tierärzte kritisieren Ziele der Milchviehzucht

01.06.2020 – NDR: Weltmilchtag: Holsteinkuh – Qualzucht für mehr Leistung?

30.05.2020 – NDR: Tierschutz: Schwere Vorwürfe gegen Milchviehbetrieb

29.05.2020 – ARIWA Animal Rights Watch e.V.: Tierqual, Alltag in der Milchindustrie (Recherche zur Niendorfer Landerzeuger GmbH)

Bildquelle: Bild aus der aktuellen Recherche von ARIWA Animal Rights Watch e.V.

Milchbauern und -bäuerinnen protestieren gegen EU-Milchmarktpolitik

Anhänger des Bundesverbandes Deutscher Milchviehhalter (BDM) haben heute im Berliner Regierungsviertel gegen das Corona-Krisenmanagement für den EU-Milchmarkt demonstriert. Anstelle der beschlossenen Bezuschussung der privaten Lagerhaltung in Höhe von rund 80 Millionen Euro fordern sie eine EU-weite Reduzierung der Milchüberschüsse.

An diesem Konflikt zeigt sich die Uneinigkeit innerhalb der Milchindustrie: Während Molkereien die private Lagerhaltung befürworten, um mit staatlichen Finanzzuschüssen Milch einzulagern, fürchten die im BDM organisierten Milchviehhalter einen weiteren Preisrückgang.

Klar ist: Eine Reduzierung der Milchproduktion ist der staatlichen Bezuschussung der Einlagerung definitiv vorzuziehen. Doch dürfte es dann nicht, wie vom BDM gefordert, bei zeitlich befristeten Maßnahmen bleiben – vielmehr müsste das den Einstieg in den Ausstieg aus der Tierindustrie markieren.

07.05.2020, agrarheute.com:

BDM-Milchbauern errichten Milchpulver-Pyramide vor dem Kanzleramt

07.05.2020, BDM Pressemitteilung:

Milchpyramide aus über 300 Säcken Milchpulver: Gegen die Einlagerung & FÜR die EU-weite Reduzierung von Milchüberschüssen