Skandal: Bauernverband und Landwirtschaftsminister fordern Dumpinglöhne für Saisonarbeiter*innen

Saisonarbeiter*innen in der Landwirtschaft sollen künftig nur noch 80 % des gesetzlichen Mindestlohns erhalten, das forderte der Präsident des Bauernverbandes Joachim Rukwied Ende Juni. Unterstützung erhielt er wenig später auch vom neuen Bundeslandwirtschaftsminister Alois Rainer  (CSU). Schließlich müsse die Internationale Wettbewerbsfähigkeit der Agrarunternehmen gewahrt bleiben, auf Kosten der Saisonarbeiter*innen.

Die Saisonarbeit, z.B. in der Erntehilfe, ist in großen Teilen durch Überausbeutung geprägt. Die Arbeit wird überwiegend von nicht-deutschen Arbeitskräften verrichtet. Bis zur Einführung des Mindestlohns waren Dumpinglöhne bei Agrarunternehmen an der Tagesordnung. Immer wieder wehren sich die Beschäftigten z.B. durch wilde Streiks gegen miese Arbeitsbedingungen und Unterschlagung von Löhnen.

Mit der Forderung nach einer Aussetzung des Mindestlohns setzen Bauernverband und Landwirtschaftsminister bewusst auf eine Deregulierung des Niedriglohnsektors und eine Verfestigung des Systems der strukturellen Diskriminierung. Es dürfte zudem nicht lange dauern, bis Tönnies, Amazon & Co. Ausnahmeregelungen auch für „ihre“ Beschäftigten fordern.

Wir stellen uns daher klar auf die Seite derer, die Tag für Tag gegen Lohndumping, prekäre Beschäftigungsbedingungen und rassistische Diskriminierung kämpfen.

Einmal mehr zeigt sich, wie dringend wir einen radikalen Systemwechsel in der Landwirtschaft brauchen. Wir sagen: Schluss mit Kapitalismus und Rassismus. Gleiches Recht für Alle! Für ein gerechtes, solidarisches und ökologisches Ernährungssystem!

Hintergrundinfos:

Dossier zum Thema bei Labour-Net: https://www.labournet.de/branchen/landwirtschaft/mindestentgelt-in-der-landwirtschaft-bei-saisonkraeften-wechselhaft

Über Arbeitskämpfe in der Fleischindustrie: https://gemeinsam-gegen-die-tierindustrie.org/arbeitsbedingungen