Mehrere Hundert Beschäftigte mit Werkverträgen, meist rumänische Arbeiter*innen, haben sich in den letzten Wochen mit dem Coronavirus infiziert. Die Fleischindustrie ist zum Hotspot der Coronainfektionen in Deutschland geworden. Völlig zurecht steht das Geschäftsmodell von Unternehmen wie Wiesenhof, Tönnies, Westfleisch, VION oder Müller Fleisch in der Kritik. Denn der Großteil der Beschäftigten ist bei Subunternehmern angestellt. Gezahlt wird ein Mindestlohn für Akkordarbeit bei 12-Stunden-Schichten. Die Vertragsfirmen der Schlachtkonzerne machen sich Grauzonen des Arbeitsrechts zunutze und ziehen den Beschäftigten Pauschalen für Arbeitskleidung oder die Unterbringung in beengten Sammelunterkünften ab. Die großen Fleischkonzerne entledigen sich über das Subunternehmertum ihrer Verantwortung für die miserablen Arbeitsbedingungen der Kolleg*innen und den fehlenden Infektions- und Gesundheitsschutz.
Wir dokumentieren an dieser Stelle ausgewählte Beiträge zur aktuellen Debatte:
- 05.05.2020 – MiGAZIN (Martina Schwager), „Wegwerfmenschen“, Arbeitsmigranten aus Ost- und Südosteuropa in Deutschland: Ausführlicher Bericht des MiGAZINs, das täglich über Rassismus, Intergration und Migration berichtet.
- 09.05.2020 – Der Freitag (Johannes König), Infektionsherd Fleischindustrie: Interview mit Elwis Capece dem Geschäftsführer der Gewerkschaft NGG über das Ausbeutungssystem Leiharbeit.
- 09.05.2020 – ARD-Tagesschau (Redaktion), Coronavirus in Schlachthöfen – Kein Platz für Abstand und Hygiene: Artikel mit Video-Beitrag der ARD-Tagesthemen über Forderungen nach Konsequenzen für Schlachthöfe.
- 10.05.2020 – Zeit (Wenke Husmann), Die Leute haben große Angst: Interview mit Pfarrer Peter Kossen , der seit Jahren gegen die miserablen Arbeitsbedingungen in der Fleischindustrie kämpft.
- 10.05.2020 – Süddeutsche (Markus Balser), Ausgenommen: Artikel über die Corona-Ausbrüche und in die Arbeitsbedingungen der Beschäftigten mit Werkverträgen in der Fleischindustrie.
- 11.05.2020 – Deutschlandfunk (Christiane Kaess), „Kein Vertrauen in die Arbeitsbedingungen unserer Schlachtindustrie“: Interview mit NRW-Arbeitsminister Laumann.
Bild: Protest von Peter Kossen vor Westfleisch-Schlachthof in Coesfeld am 10.05.2020 (Quelle: Bistum Münster)