Wir haben gestern die Schlachtfabrik von Tönnies in Kellinghusen für zehn Stunden erfolgreich blockiert. Mit dieser Aktion haben wir ein starkes Zeichen gegen die Tierindustrie gesetzt – eine Industrie, die maßgeblich zum Klimawandel beiträgt, enormes Tierleid produziert, auf extreme Ausbeutung der Arbeiter*innen setzt und in vielen Teilen der Welt Grundnahrungsmittel und Zugang zu Land verteuert, und dabei Rekordumsätze und Wachstumsraten verzeichnet.
Am Rande unserer Aktion kam es zu einer spontanen Versammlung von Landwirt*innen. Dazu aufgerufen wurde in einem Video mit folgenden Worten: „Berufskollegen, ich fordere euch auf: Kämpft jetzt für eure Betriebe und für eure Familien. Liebe Polizei, wir sind nicht eure Feinde. Macht um 11 Uhr Pause und wir regeln das. Nehmt Vorschlaghammer, Akkuflex und Bolzenschneider mit und dann stehen wir zusammen und dann lassen wir uns das nicht gefallen und dann ist endlich mal gut in dieser Bananenrepublik. Die Polizei guckt bloß zu, ist machtlos, sie dürfen ja keine Leute verletzen. So geht es nicht weiter.“ (Link zum Video)
In der aufgeheizten Situation später kam es leider zu folgender Aussage von einer Aktivistin bei unserer Aktion:
„Diese Tierquälerei verursacht ihr. Ihr kastriert Ferkel betäubungslos. Ihr schneidet denen die Hoden raus. Ihr schneidet die Zähne ab. Ihr kürzt die Schwänze. Ihr seid keine Menschen für mich.“
An dieser Stelle sei gesagt, dass wir als Bündnis „Gemeinsam gegen die Tierindustrie“ selbstverständlich Tierhalter*innen nicht das Menschsein absprechen. Wir sind froh darüber, dass es am Rande der Aktion auch konstruktive und gute Gespräche zwischen Vertreter*innen beider Seiten gab. Gleichzeitig kritisieren wir natürlich die beschriebenen gewaltsamen Praktiken gegen Tiere entschieden.
Vielfach haben die Schweinehalter, die sich gestern in Kellinghusen versammelt hatten, ihre Situation deutlich gemacht. Die zahlreichen Corona-Infektionen führen dazu, dass Schlachthöfe schließen müssen oder mit verringerter Kapazität laufen. So entsteht in den Betrieben ein „Schweinestau“. Zugleich breitet sich die Schweinepest weiter aus und ruiniert das Exportgeschäft.
Liebe Schweinehalter: Wir sind die falsche Adresse für euren Protest. Es ist das kapitalistische Wirtschaftsmodell, das wenige Menschen reich macht und vielen Schaden zufügt. Es sind die Konzerne wie Tönnies, die Bäuer*innen in den Ruin treiben. Sie haben ein krisenanfälliges Geschäftsmodell entwickelt, das auf Importe von Futtermitteln und auf Exporte von Fleisch angewiesen ist. Sie sind nicht in der Lage, ihre Arbeiter*innen vor der Infektion mit Corona zu schützen. Es ist Tönnies, der in der jetzigen Situation nicht für die Versorgung der Schweine aufkommt und euch auch nicht finanziell unter die Arme greift. Und das, obwohl allein sein Privatvermögen um ein Vielfaches höher als das von euch allen zusammen sein dürfte.
Angesichts der immer bedrohlicher werdenden Klimakrise, des enormen Tierleids und der extremen Ausbeutung der Arbeiter*innen in den Fleischbetrieben – und auch angesichts der Existenzkrisen immer mehr Tierhalter*innen – ist ein Ausstieg aus der Tierindustrie und die Entmachtung der Agrarkonzerne unerlässlich. Mit unseren Kampf für eine gerechte und ökologische Agrarwende stehen wir an der Seite vieler Bäuer*innen, die überall auf der Welt für die Interessen der globalisierten Agrarkonzerne vertrieben und verdrängt werden. Wir streiten für ein Ende der Tierindustrie. Wir stellen uns dabei nicht gegen Bäuer*innen, auch nicht gegen Tierhalter*innen per se. Wir fordern, dass ihnen der Ausstieg aus dieser Industrie und zukunftsfähige Alternativen ermöglicht werden, zum Beispiel durch Entschädigungsprogramme. Wir sind an einem Austausch über Lösungen und Schritte hin zu einer solidarischen Transformation interessiert. Aber bitte ohne Gewaltandrohungen und Hassnachrichten, die wir im Kontext der Blockadeaktion leider vermehrt von Landwirt*innen erhalten haben.
Ihr Guten, absolut richtiges Statement, ich danke für die klaren Worte.
Bauernhöfe statt Agrarindustrie! Tönnies und Turbokapitalismus abschaffen! Pflanzliche Ernährung fördern!
Alles Gute,
Minora Nori
Sehr gut beschrieben! Ihr seid toll!
Ich verstehe die Aktivistin vollkommen. Die Bauern suchen immer bei den anderen den Fehler – nie bei sich, obwohl sie es in der Hand hätten, Änderungen herbei zu führen. Mittlerweile halte ich von dieser Berufsgruppe nichts mehr. Immer schön die Hand aufhalten – der Staat subventioniert schon…..
Der emotionale Tsunami von Claudia ist mir bedeutend sympathischer als ein “ Liebe Schweinehalter“! Dieser pöbelnde, drohende Mob war alles andere als lieb!
Ihr seid toll 👍🏼👍🏼👍🏼 genau so ist es, wie beschrieben. Es muß Schluß sein mit den Tierindustrien. Überhaupt mit allen Abmessungen sich über Tod und Leben, und etc. mit Zwang und Gewalt und für Profit aufzuspielen wie es den „da oben“ passt. Sie werden tiefer fallen, als sie denken oben zu sein…….es reicht und zwar schon lange
Ihr seid toll 👍🏼👍🏼👍🏼 genau so ist es, wie beschrieben. Es muß Schluß sein mit den Tierindustrien. Überhaupt mit allen Anmassungen sich über Tod und Leben, und etc. mit Zwang und Gewalt und für Profit aufzuspielen wie es den „da oben“ passt. Sie werden tiefer fallen, als sie denken oben zu sein…….es reicht und zwar schon lange