Aufruf zur solidarischen Prozessbegleitung 2. Versuch

Mittwoch: 25.11. | Kundgebung: 8 Uhr | Prozess: 9 Uhr | Amtsgericht Essen Zweigstraße 52

Ohne Solidarität geht es nicht. Daher teilen wir an dieser Stelle den Aufruf zur Prozess-Unterstützung des Solidaritätskreises.

Nachdem der erste Termin der Hauptverhandlung wegen einer Ausstehenden Entscheidung des Beschwerdegerichts ausgesetzt wurde, fängt diesesmal der Prozess wirklich an – oder auch nicht?!


In der Zeit des Lock-Downs mal schnell politische Prozesse abwimmeln zu wollen , kennen wir ja schon zu genüge. Doch die Öffentlichkeit die der Prozess/die Thematik braucht lassen wir uns nicht nehmen. Kommt vorbei, haltet Abstand. Fordert euer Recht ein, den Prozess zu beobachten.

Am 06. Mai 2019 besetzte eine autonome Gruppe von 32 Menschen einen Schlachthof in Düren. Nun, über ein Jahr später, ist einer der Aktivisten wegen Hausfriedensbruch angeklagt und soll am 25. November vor dem Amtsgericht Essen erscheinen.

Die Besetzer*innen waren größtenteils Aktive der Klimagerechtigkeits- und der Tierbefreiungsbewegung. Motivation der Gruppe war es, nicht nur auf die Missstände in diesem konkreten Schlachthof, sondern auf die strukturellen Probleme der Tierausbeutung als Ganzes aufmerksam zu machen. Sowohl Menschen als auch andere Tiere werden in diesem Profit-orientiertem System auf Produkte reduziert, ausgebeutet und getötet. Die Fleischindustrie trägt zudem durch den hohen Energie- und Wasserverbrauch einen erheblichen Teil zur Klimakrise bei.

Wie die einzelnen Zahnräder des Systems ineinander greifen zeigt sich auch daran, wie bei der Aktion vor Ort die Polizei, durch ihre gewaltsame Räumung der Blockade, und die Justiz, durch das Verteilen von weiteren Strafen, die Interessen von Konzernen statt die von Menschen und anderen Lebewesen schützen.

Doch Solidarität ist unsere Waffe gegen eure Repression! Daher möchten wir uns am 25. November ab 8 Uhr vor dem Amtsgericht Essen versammeln, den Angeklagten unterstützen und auf die vielen Probleme, die mit Tierausbeutung einhergehen, aufmerksam machen. Wir werden weiterhin für eine Welt kämpfen, in der jedes Lebewesen in Freiheit leben kann.

No justice, no peace!

Online Vortrag: Shut Down Tierindustrie

Am Freitag um 19.00 Uhr sind zwei Aktivist*innen von uns mit einem Online-Vortrag bei den „Nachhaltigkeitswochen des Nordens“ dabei.

Aus dem Ankündigungstext:

„In ihrem Vortrag informieren sie darüber, welche Probleme die Tierindustrie verursacht und wie Änderungen bewirkt werden können. Jede*r kennt die Bilder aus Kinderbüchern auf denen sich Hühner, Rinder und Schweine in einer kleinbäuerlichen Idylle tummeln. Tatsächlich machen diese kleinbäuerlichen Strukturen nur einen winzigen Marktanteil aus, denn es handelt sich bei der Tierindustrie um eine globalisierte und hochspezialisierte Industrie, deren Umsätze vor allem durch Futtermittelimporte aus Monokulturen, EU-Subventionen, Mega Fabriken und Schlachtbetrieb im Akkord generiert wird. In einem 1 Stündigen Vortrag werden wir über den Komplex der Tierindustrie berichten und den Widerstand dagegen beleuchten. Anschließend gibt es die die Möglichkeit über die im Vortrag aufgekommenen Fragen und Gedanken zu diskutieren.“

Anmelden könnt ihr euch auf der folgenden Webseite: https://www.nachhaltigkeitswochen-norden.de/events/shut-down-tierindustrie

Offener Brief an die Regierungsfraktionen: Keine Verwässerung der Gesetzesinitiative zur Fleischindustrie!

Zusammen mit Vertreter*innen aus Gewerkschaften, Kirchen, Umweltschutzorganisationen und Wissenschaftlichen Einrichtungen haben wir einen offenen Brief an die Regierungsfraktionen geschrieben.

Den Brief mit allen Unterzeichner*innen findet ihr unter: https://www.labournet.de/wp-content/uploads/2020/11/fleischgesetz-offenerbrief.pdf

Am 29. Oktober sollte der Deutsche Bundestag in letzter Lesung den Entwurf der Bundesregierung für das Arbeitsschutzkontrollgesetz in der Fleischindustrie verabschieden. Auf Druck von Teilen der CDU/CSU wurde die Abstimmung nun verschoben. Die Gegner*innen des Gesetzesentwurfs wollen unter anderem das geplante Verbot von Leiharbeit verhindern.

Kaum sind die skandalösen Arbeitsbedingungen und die Masseninfektionen in der Fleischindustrie etwas aus der öffentlichen Wahrnehmung verschwunden, greift die Fleischindustrie-Lobby wieder an: Was während der 1. Lesung noch als Konsens aller Parteien erschien (außer der AFD), ist nun plötzlich umstritten.

Dabei sind es nicht nur Subunternehmen, sondern auch Zeitarbeitsfirmen, die in den vergangenen Jahren für zahllose Überschreitungen von Normen und Gesetzen standen: extrem lange Arbeitszeiten, Lohnbetrug, miserable Wohn- und Lebensverhältnisse, willkürliche Entlassungen. Die Masseninfektionen mit dem COVID-19-Virus sind nur der letzte Ausdruck dieser Misere.

Werkverträge und Leiharbeit in der Fleischbranche müssen endlich abgeschafft werden. Und auch die Ausbeutung von Beschäftigen in anderen Branchen muss endlich Konsequenzen haben, vom Paketdienstleister bis zur Landwirtschaft! Der Gesetzesentwurf ist ein Anfang:

Wir fordern die Bundesregierung auf, das geplante Arbeitsschutzkontrollgesetz nicht zu verwässern!

Aufruf zur Unterstützung für weitere Aktionen


Nachdem wir alle Ausgeschlafen und uns von der Aktion erholt haben, blicken wir sehr zufrieden auf den vergangenen Montag. Unser Dank geht an alle die unsere Blockade unterstützt haben. Viele von euch haben mit uns mitgefiebert und Solidarität mit den Blockierer*innen geäußert. Um einen Ausstieg aus der Tierindustrie tatsächlich zu erreichen, bedarf es allerdings viele weitere Schritte. In den nächsten Wochen und Monaten werden wir an den Planungen weiterer Aktion arbeiten. Hierfür brauchen wir eure Unterstützung.

#Mach mit
Wir als Bündnis freuen uns über weitere Mitstreiter*innen. Auch wenn du dir noch nicht so recht vorstellen kannst, welche Aufgaben dir liegen könnten, du aber ganz einfach Bock und Zeit hast mitzumachen, dann melde dich bei uns und mach mit:
mail (at) gemeinsam-gegen-die-tierindustrie.org

#Spenden
Um diese Arbeit leisten zu können, brauchen wir auch finanzielle Unterstützung. Zusätzlich zu dem Material und den Fahrtkossten der Aktivist*innen müssen wir leider auch mit Repressionskosten rechnen.
Wenn ihr uns finanziell unterstützen wollt und könnt, spendet bitte an folgendes Konto:
Konto: Spenden und Aktionen
IBAN: DE29 5139 0000 0092 8818 06
BIC: VBMHDE5F
Bank: Volksbank Mittelhessen Betreff: Gegen Tierindustrie (unbedingt mit angeben)

#Newsletter
Wenn ihr regelmäßig über unsere offenen Treffen, Aktionen und Podcasts informiert werden wollt, tragt euch gerne in unseren E-Mail Newsletter ein. Schreibt einfach eine Mail mit dem Betreff Newsletter an: mail (at) gemeinsam-gegen-die-tierindustrie.org

Auseinandersetzung mit Landwirt*innen bei der Blockade – kurze Stellungnahme

Wir haben gestern die Schlachtfabrik von Tönnies in Kellinghusen für zehn Stunden erfolgreich blockiert. Mit dieser Aktion haben wir ein starkes Zeichen gegen die Tierindustrie gesetzt – eine Industrie, die maßgeblich zum Klimawandel beiträgt, enormes Tierleid produziert, auf extreme Ausbeutung der Arbeiter*innen setzt und in vielen Teilen der Welt Grundnahrungsmittel und Zugang zu Land verteuert, und dabei Rekordumsätze und Wachstumsraten verzeichnet.

Am Rande unserer Aktion kam es zu einer spontanen Versammlung von Landwirt*innen. Dazu aufgerufen wurde in einem Video mit folgenden Worten: „Berufskollegen, ich fordere euch auf: Kämpft jetzt für eure Betriebe und für eure Familien. Liebe Polizei, wir sind nicht eure Feinde. Macht um 11 Uhr Pause und wir regeln das. Nehmt Vorschlaghammer, Akkuflex und Bolzenschneider mit und dann stehen wir zusammen und dann lassen wir uns das nicht gefallen und dann ist endlich mal gut in dieser Bananenrepublik. Die Polizei guckt bloß zu, ist machtlos, sie dürfen ja keine Leute verletzen. So geht es nicht weiter.“ (Link zum Video)

In der aufgeheizten Situation später kam es leider zu folgender Aussage von einer Aktivistin bei unserer Aktion:

„Diese Tierquälerei verursacht ihr. Ihr kastriert Ferkel betäubungslos. Ihr schneidet denen die Hoden raus. Ihr schneidet die Zähne ab. Ihr kürzt die Schwänze. Ihr seid keine Menschen für mich.“

An dieser Stelle sei gesagt, dass wir als Bündnis „Gemeinsam gegen die Tierindustrie“ selbstverständlich Tierhalter*innen nicht das Menschsein absprechen. Wir sind froh darüber, dass es am Rande der Aktion auch konstruktive und gute Gespräche zwischen Vertreter*innen beider Seiten gab. Gleichzeitig kritisieren wir natürlich die beschriebenen gewaltsamen Praktiken gegen Tiere entschieden.

Vielfach haben die Schweinehalter, die sich gestern in Kellinghusen versammelt hatten, ihre Situation deutlich gemacht. Die zahlreichen Corona-Infektionen führen dazu, dass Schlachthöfe schließen müssen oder mit verringerter Kapazität laufen. So entsteht in den Betrieben ein „Schweinestau“. Zugleich breitet sich die Schweinepest weiter aus und ruiniert das Exportgeschäft.

Liebe Schweinehalter: Wir sind die falsche Adresse für euren Protest. Es ist das kapitalistische Wirtschaftsmodell, das wenige Menschen reich macht und vielen Schaden zufügt. Es sind die Konzerne wie Tönnies, die Bäuer*innen in den Ruin treiben. Sie haben ein krisenanfälliges Geschäftsmodell entwickelt, das auf Importe von Futtermitteln und auf Exporte von Fleisch angewiesen ist. Sie sind nicht in der Lage, ihre Arbeiter*innen vor der Infektion mit Corona zu schützen. Es ist Tönnies, der in der jetzigen Situation nicht für die Versorgung der Schweine aufkommt und euch auch nicht finanziell unter die Arme greift. Und das, obwohl allein sein Privatvermögen um ein Vielfaches höher als das von euch allen zusammen sein dürfte.

Angesichts der immer bedrohlicher werdenden Klimakrise, des enormen Tierleids und der extremen Ausbeutung der Arbeiter*innen in den Fleischbetrieben – und auch angesichts der Existenzkrisen immer mehr Tierhalter*innen – ist ein Ausstieg aus der Tierindustrie und die Entmachtung der Agrarkonzerne unerlässlich. Mit unseren Kampf für eine gerechte und ökologische Agrarwende stehen wir an der Seite vieler Bäuer*innen, die überall auf der Welt für die Interessen der globalisierten Agrarkonzerne vertrieben und verdrängt werden. Wir streiten für ein Ende der Tierindustrie. Wir stellen uns dabei nicht gegen Bäuer*innen, auch nicht gegen Tierhalter*innen per se. Wir fordern, dass ihnen der Ausstieg aus dieser Industrie und zukunftsfähige Alternativen ermöglicht werden, zum Beispiel durch Entschädigungsprogramme. Wir sind an einem Austausch über Lösungen und Schritte hin zu einer solidarischen Transformation interessiert. Aber bitte ohne Gewaltandrohungen und Hassnachrichten, die wir im Kontext der Blockadeaktion leider vermehrt von Landwirt*innen erhalten haben.

Tönnies Schlachtfabrik in Kellinghusen besetzt, Ticker:

++ Unsere Pressemitteilung findet ihr hier: https://gemeinsam-gegen-die-tierindustrie.org/wp-content/uploads/2020/11/Toennies-Schlachtfabrik-in-Kellinghusen-blockiert.pdf ++

++ Die Foto Gallerie findet ihr hier: https://gemeinsam-gegen-die-tierindustrie.org/kellinhusen-toennies-schlachtfabrik-blockiert-foto-galerie/ ++

15:30 Uhr:Alle Aktivist_innen sind wieder aus der GeSa. Damit ist die Blockade beendet und alle Beteiligten können sich wieder frei bewegen. Wir haben den Tönnies-Schlachthof in Kellinghusen für fast 10 Stunden blockiert! Über Stunden wurden der Betrieb komplett unterbrochen. Wir haben deutlich gemacht: Wir brauchen einen Ausstieg aus der Tierindustrie und eine echte Agrarwende – ohne die Ausbeutung von Arbeiter_innen, Tieren und Natur! Danke an alle, die die Aktion möglich gemacht haben. GEMEINSAM gegen die Tierindustrie!

14:15 Uhr: Räumung ist abgeschlossen, die Mahnwache steht noch vor der Schlachtfabrik und vor der GeSa. Es wird noch darauf gewartet, dass alle freigelassen werden.

13:30 Uhr: Räumung auf dem Dach weiter in vollem Gange. Eine Person wurde gegen ihren Willen und mit zu lockerem Gurt auf die Hebebühne gezwungen. Vor der GeSa (Gefangenensammelstelle) in Itzehoe wurde eine Mahnwache angemeldet. Kommt und unterstützt die Blockierer_innen! -> Große Paaschburg 66, 25524 Itzehoe

13:00 Uhr: Die Cops sind weiterhin dabei, die Leute vom Dach zu holen. Mit der Flex versucht die Polizei, zwei Aktive von ihrer Ankettung in Armrohren zu lösen.

12:27 Uhr: Die Räumung des Dachs beginnt. Die erste Person ist auf die Hebebühne gebracht worden und wird unter Jubel von der Mahnwache begrüßt.

12:22 Uhr: Auch die zweite Person von Blockade 2 wurde jetzt von den Cops geräumt. Die Dachblockade ist weiter stabil! Hebebühne wird ausgefahren, Dachräumung wird offenbar vorbereitet.

12:07 Uhr: Die Polizei hat mit der Räumung der letzten beiden Blockierenden am Boden begonnen. Presse wird aktuell nicht auf das Tönniesgelände gelassen. Mindestens eine Person wurde schon von der Blockade entfernt.

11:57 Uhr: Die Personen, die sich zuvor per Fahrradschloss festgekettet hatten, wurden in Gewahrsamnahme genommen

11:40 Uhr: Es wurde nun eine Gegen-Demo von Landwirt_innen angemeldet. Die Stimmung dort ist offenbar angespannt, die Cops trennen Demo und Mahnwache. Wir fordern: Sozial gerechte Agrarwende statt Agrar-Kapitalismus!

11:22 Uhr: Die zweite Blockade ist noch nicht komplett geräumt! Zwei Aktive, die in Armrohren festgekettet sind, halten die Stellung!

11:08 Uhr: Zweite Blockade hat sich aufgelöst. Aktivist_innen sind weiter auf dem Dach und halten die Stellung.

11:02 Uhr: Feuerwehr bereitet sich offenbar darauf vor, die Beiden am Hals festgeketteten Menschen loszuflexen.

10:55 Uhr: Am Rande der Aktion sammeln sich auch einige Menschen, die der Blockade kritisch gegenüberstehen, u.a. Vertreter von Land schafft Verbindung und dem Bauernverband

10:50 Uhr: Blockade 1 wurde geräumt. Zwei Menschen, die am Hals per Fahrradschloss aneinander gekettet sind, wurden von den Cops einfach weggetragen. Das ist fahrlässig und völlig unverantwortlich – zum Glück ist nichts passiert! Alle Aktivist_innen haben den Zufahrtsbereich zum Schlachthof verlassen. Offenbar werden Platzverweise verteilt, gegen die sich teilweise erfolgreich gewehrt wurde. Die Mahnwache wird derweil größer – kommt vorbei!

10:25 Uhr: Räumung hat begonnen, die ersten Aktivist_innen aus der Sitzblockade werden weggeführt.

10:13 Uhr: Die Blockierenden werden aufgefordert, die Blockade zu verlassen. Wir machen uns für die ersten Räumungen bereit. Shut Down Tönnies! Shut Down Tierindustrie!

10:05 Uhr: Aktuell fahren erste Transporter durch ein Hintertor auf das Betriebsgelände. Die Polizei fährt derweil schweres Gerät auf und ist u. a. mit einer technischen Einheit vor Ort. Die Blockaden stehen und sind entschlossen!

09.20 Uhr: Bei der Dachbesetzung wurde das Megafon abgenommen. Es werden keine Menschen mehr zur Mahnwache durchgelassen, auch Pressearbeit wird behindert. Immer mehr Polizei vor Ort.

08.00 Uhr: Blockaden auf dem Dach und der Laderampe stehen, sowie die Sitzblockade. Es gibt eine Mahnwache, kommt vorbei! Stimmung ist kämpferisch!

07:00 Uhr: Aktivist_innen auf dem Dach haben sich festgekettet.

06:20 Uhr: Vom Dach des Schlachthofs wurde ein Banner heruntergelassen

06:10 Uhr: Cops sind auf dem Dach. Dort oben gab es zuvor Stress mit aggressiven Tönnies -Mitarbeitenden. Erste und zweite Aufforderungen zum Verlassen der Aktion wurden ausgesprochen.

05:42 Uhr: Vor dem Betriebsgelände wurde eine Mahnwache angemeldet. Solidarische Menschen können sehr gern vorbeikommen und unterstützen: Neuer Kamp 1, 25548 Kellinghusen

05:30 Uhr: Polizei macht erste Aufforderung zum Verlassen der Aktion. Blockaden stehen, Stimmung ist gut und entspannt.

05:00 Uhr: Mehrere Schlachttransporter können nicht auf das Betriebsgelände. Schlachthof ist blockiert!

04.30 Uhr: Über 50 Aktivist_innen vom Bündnis Gemeinsam gegen die Tierindustrie blockieren den Schlachthof von Tönnies in Kellinghusen, Schleswig-Holstein. Sie fordern, die Tönnies-Betriebe zu vergesellschaften und zu solidarisch organisierten Produktionsstätten für pflanzliche Nahrungsmittel umzubauen. Der Schlachthof von Tönnies in Kellinghusen steht still. Fünf haben sich an der Verladerampe und dem Tor festgekettet und eine weitere Gruppe macht eine Sitzblockade auf der Zufahrt.

Über ein Dilemma bei Schlachthofblockaden

Ziel von Blockaden ist es, den Schlachtbetrieb in einem Schlachthof aufzuhalten und die hier verübte systematische Gewalt an Tieren zu stoppen.

Dies bedeutet leider auch, dass die Tiere, die während der Unterbrechung des Schlachtbetriebes in Transportern „angeliefert“ werden, möglicherweise noch länger in diesen Transportern verharren sollen. Dies ist ein moralisches Dilemma, dessen wir uns bewusst sind und welches wir diskutiert haben. Wir machen diese Aktion nicht leichtfertig und nehmen zusätzliches Tierleid nicht einfach so billigend in Kauf.

Wir möchten daher kurz begründen, warum wir uns für eine Durchführung dieser Aktion entschieden haben:

Die Tiere in den Transportern haben ihr gesamtes (kurzes) Leben lang in den Mastanlagen Leid erfahren. Auf sie wartet im Schlachthof der sichere Tod inklusive damit verbundenen Ängsten und Qualen (wie z.B. bei unzureichender Betäubung). Wir können nicht beurteilen, was im Sinne der individuellen Tiere ist. Ob und welchen Unterschied es macht, wenn der
qualvolle Schlachtprozess nach regulärer enger Taktung oder mit einem zeitlichen Aufschub mit Wartezeit im Transporter geschieht. Uns eint aber die Annahme, dass grundsätzlich jedes fühlende Lebewesen am Leben bleiben möchte.

Für das grundlegende Leid und die Ausbeutung der Tiere sind nicht diejenigen verantwortlich, die versuchen, es zu verhindern. Verantwortlich hierfür und auch die Ermordung der Tiere sind die Schlachtkonzerne, unsere Regierung, die die Ausbeutung und Tötung der Tiere unterstützt, die Fleisch- und Lebensmittelindustrie, die tierhaltenden Landwirt_innen und auch die Konsument_innen.

Unser Ziel ist es, die gewaltsame Tötung dieser Individuen zu verhindern, auch wenn hierfür kaum eine realistische Chance besteht. Unser Ziel ist auch, mit dieser Aktion deutlich zu machen, dass wir etwas tun können, um die Gewalt an Tieren zu stoppen. Wir wollen diese
Gewalt in der öffentliche Debatte sichtbar werden lassen, damit dies zu einem gesellschaftliche Wandel beiträgt, der die Gewalt an Tieren verringert und im besten Fall abschafft.

Für den Zeitraum der Aktion fordern wir, dass die Tiere in den Transportern angemessen mit Wasser und ggf. Futter versorgt werden. Wir selbst versuchen unser Bestes, die Tiere vor Ort mit unseren Mitteln zu versorgen.

Wir fordern außerdem Zugang von außen zu den „Tiertransportern“, um mit Filmaufnahmen diejenigen Individuen sichtbar zumachen, deren Schicksal im Verborgenen gehalten und unsichtbar gemacht werden soll.

Wir fordern, dass die am Tag der Aktion angelieferten Tiere auf Lebenshöfen oder ähnlichen Einrichtungen untergebracht werden, und dort ein Leben nach ihren Bedürfnissen führen können. Für die Versorgung der Tiere muss der Fleischkonzern die Kosten tragen.