300 meist rumänische Werkvertragsarbeiter*innen infizierten sich im Schlacht- und Verarbeitungsbetrieb Müller Fleisch in Pforzheim mit dem Coronavirus. Von einer „Fabrik der Infizierten“ spricht Spiegel Online in einem Artikel und berichtet über die untragbaren Arbeits- und Lebensbedingungen der Arbeiter*innen.
500 Millionen Euro Umsatz macht Müller Fleisch und beliefert werden vor allem Discounter. Stefan Müller erklärt sich den heftigen Corona-Ausbruch mit rassistischen Plattitüden: Die Rumänen seien halt ein geselliges Volk, es werde viel gefeiert, so der Geschäftsführer des Unternehmens, das gut die Hälfte des Fleischmarktes in Baden-Württemberg beherrscht.
Tatsächlich kritisieren Gewerkschaften, Arbeitsrechtsinitiativen und Unterstützer*innenkreise seit Wochen den fehlenden Gesundheitsschutz für prekär beschäftige Arbeiter*innen in der Fleischindustrie. Abstandsregeln würden nicht eingehalten, die Unterbringung in Massenunterkünften verhinderten jeden Infektionsschutz und die Schwerstarbeit mit 12-Stunden-Schichten an 6 Tagen die Woche belaste die Gesundheit der Beschäftigten, kritisierte kürzlich Peter Kossen, der seit Jahren für die Rechte von Arbeitsmigrant*innen aktiv ist. Die Verantwortung für derartige Zustände werde an Subunternehmen abgeschoben, bei denen ein Großteil der Arbeiter*innen offiziell beschäftigt sind.
Auch bei Müller Fleisch sind die Hälfte der Beschäftigten über Subunternehmen angestellt. 500 der 1.100 Arbeiter*innen kommen aus Rumänien, der Großteil von ihnen befindet sich mittlerweile in Quarantäne. Eine Schließung des Betriebs lehnt Müller Fleisch ebenso ab wie eine Beteiligung an den Kosten der Quarantänemaßnahmen des Landkreises.
02.05.2020, Spiegel Online:
26.04.2020, RP Online:
„Kossen warnte vor Infizierung der Leiharbeiter“
(Bildquelle: Animal Rights Watch e.V. – ARIWA)