Watchblog

Mit unserem Watchblog stellen wir die Tierindustrie unter öffentliche Beobachtung (Watch) und halten aktuelle Entwicklungen fest. Wir bauen eine digitale Sammlung von Branchenberichten auf – und kommentieren diese regelmäßig.

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Aktuelle Beiträge

Die Tierindustrie produziert enormes Tierleid. Um in kürzester Zeit immer mehr Fleisch, Eier oder Milch zu produzieren, werden die Tiere auf engstem Raum gehalten und immer weitreichendere Qualzüchtungen vorgenommen.

Entgegen dieser Realität versucht die Tierindustrie unaufhörlich, das Leid der Tiere mit leicht zu durchschauenden Versprechen einer „artgerechten“ Haltung und eines „humanen“ Schlachtens zu kaschieren. Aktuell wird viel über sogenannte „Tierwohl“-Haltungsformen gesprochen. Von Staatsseite vorangetrieben wurde das Thema durch das von Bundeslandwirtschaftsministerin Klöckner gestartete „Kompetenznetzwerk Nutztierhaltung“ (Borchert-Kommission). Bei der Vorstellung von Ergebnissen im Februar 2020 verkündete Klöckner, dass diese den Weg zu einem „nationalen Tierwohlkonsens“ weisen.

Ein aktuelles Interview bei fleischwirtschaft.de gibt Einblicke, was darunter zu verstehen ist: Mit einer pauschalen Sonderabgabe von 40 Cent pro Kilogramm Fleisch soll ein Fördertopf entstehen für Investitionen in Tierschutzmaßnahmen. Gleichzeitig sollen die gesetzlichen Hürden für daraus finanzierte Stallerweiterungen weiter gesenkt werden – ganz im Sinne der Tierindustrie also.

Dass solche einkommensunabhängigen Abgaben zutiefst unsozial sind, wird gelassen kommentiert: „Natürlich trifft eine solche Belastung einkommensschwache Gruppen stärker. Auf der anderen Seite kann jeder seinen Konsum steuern.“

Doch auch unabhängig von einer unsozialen Ausgestaltung: Der propagierte Umbau der Tierproduktion geht an der eigentlich erforderlichen Agrarwende komplett vorbei. Die Tierindustrie, deren Geschäftsmodell es ist, Tiere im Sinne der Profitmaximierung zu Waren, Ressourcen und Produktionseinheiten zu degradieren, ist nicht in der Lage, den Bedürfnissen der Tiere gerecht zu werden. Was es braucht, ist nichts weniger als eine Abschaffung der Tierindustrie – für die Tiere, aber auch für die durch die Tierindustrie ausgebeuteten Arbeiter*innen, das Klima und die Umwelt. Stattdessen brauchen wir eine solidarische und ökologische Produktionsweise, die nicht am Gewinn orientiert ist, sondern an den Bedürfnissen aller.

01.05.2020, FLEISCHWIRTSCHAFT online:

Interview „Langfristig wird das Geld nicht reichen“

(Bildquelle: Animal Rights Watch e.V. – ARIWA)

Die Gemeinsame Agrarpolitik der EU, kurz GAP, regelt die milliardenschweren EU-Subventionen für die Landwirtschaft. Seit Jahren tragen die von der EU festgelegten Regeln zur Verteilung der Gelder dazu bei, dass die Konzerne stetig wachsen und die Intensivierung der Landwirtschaft vorantreiben, während Kleinbäuer*innen mit Höfesterben zu kämpfen haben. Die Tierindustrie profitiert enorm von der GAP und nutzt die Subventionen unter anderem dazu, neue Export-Märkte zu erschließen.

Für den Zeitraum 2021 bis 2027 stehen eigentlich neue Verteilungsregeln aus. Auf EU-Ebene finden daher schon länger Diskussionen über Reformen statt. Angesichts der drigend erforderlichen grundlegenden Agrarwende bedeuten diese Reformen allerdings nur kosmetische Änderungen und eine Fortschreibung einer kapitalistischen und auf Marktkonzentrierung sowie Export ausgerichteten Landwirtschaft.

Doch selbst diese unzureichenden Reformen der GAP werden erstmal verschoben: Die aktuell geltenden Regeln werden voraussichtlich für die nächsten zwei Jahre beibehalten. Damit hat sich das konservative Lager durchgesetzt. Argumentiert haben sie mit erforderlicher Planbarkeit und Rechtssicherheit – und nutzen dabei die Corona-Krise für ihre Zwecke: „[G]erade in Zeiten von Corona sollten [die Landwirte] sich auf ihre wesentliche Arbeit konzentrieren können.“

29.04.2020, Agrarheute.com:

EU-Agrarpolitik: Kommt die neue GAP erst 2023?

28.04.2020, top agrar-Online:

GAP-Reform: Abstimmungen zur GAP-Übergangsverordnung findet Zustimmung

Aufgrund von Corona-Erkrankungen unter Arbeiter*innen laufen viele Schlachthöfe in den USA mit verminderter Kapazität oder wurden ganz geschlossen. Da die Mastbetriebe auf die bereits eingeplanten Schlachttermine angewiesen waren, kommt es zu Notschlachtungen von Millionen von Tieren. Zu den offiziell akzeptierten tierquälerischen Methoden gehört das Ersticken von Hühnern mit Schaum sowie die Abschaltung der Lüftungssystemen in den Ställen, sodass die Tiere an Organversagen durch Überhitzung sterben.

Laut Regierungsaussagen müssten im weiteren Verlauf bis zu 80 Prozent der Fleischindustrie geschlossen werden, sollte die Regierung nicht intervenieren. Nun hat Präsident Trump zur Unterstützung der Fleischindustrie eine Verordnung erlassen, mit der die Betriebe zur Produktion verpflichtet werden können und damit gleichzeitig von Haftungsansprüchen befreit werden.

Staatliche Rettung der Tierindustrie auf Kosten der Tiere und der Arbeiter*innen: Bereits jetzt sind nach Angaben der Gewerkschaft UFCW 6.500 von ihnen mit Corona infiziert und 20 gestorben…

29.04.2020, FLEISCHWIRTSCHAFT online:

US-Fleischindustrie Trump ordnet die Produktion an

29.04.2020, The Guardian online:

Millions of farm animals culled as US food supply chain chokes up

(Bildquelle: Animal Rights Watch e.V. – ARIWA)

Während die großen Tierindustriekonzerne ihre Produktion weiter ausbauen (beispielsweise Tönnies), ging die insgesamt produzierte Fleischmenge in Deutschland 2019 im Vergleich zu 2018 um 2,3 Prozent zurück.

Dabei zeigt sich ein differenziertes Bild hinsichtlich der verschiedenen Tierarten: Während die Schweinefleischproduktion um 3,2 Prozent zurückging, wuchs sowohl die Rind- als auch die Geflügelfleischproduktion um jeweils 0,9 Prozent. Die Geflügelfleischproduktion mit der PHW-Gruppe als größtem Player legte damit innerhalb der vergangenen zehn Jahre um fast 300.000 Tonnen auf 1,61 Millionen Tonnen zu.

Es ist also kein allgemeiner Trend zur Reduktion der Fleischproduktion erkennbar. Dieser wäre allerdings dringend notwendig – wir brauchen einen sofortigen Ausstieg aus der Tierindustrie!

Der Fleischkonsum ging um eine vergleichbare Menge zurück, ebenfalls 2,3 Prozent. Angesichts der ungefähr gleichbleibenden Bevölkerungszahl lässt sich also ein rückläufiger Pro-Kopf-Konsum erkennen.

21.04.2020, fleischwirtschaft.de:

Versorgungsbilanz: Produktion und Verzehr sinken

(Bildquelle: Animal Rights Watch e.V. – ARIWA)

Regelmäßig werden neue Vogelgrippe-Fälle bekannt: Aktuell sind in Ungarn in über 200 geflügelhaltenden Betrieben Fälle festgestellt worden.

Vogelgrippe ist, wie der Name schon sagt, eine Infektionskrankheit, die für Vögel wie Hühner und Puten hochansteckend ist. Für die Tierindustrie stellt die Vogelgrippe eine große Herausforderung dar, da insbesondere sogenanntes Geflügel in sehr großen Beständen und auf sehr engem Raum gehalten werden, was quasi optimale Bedingungen für eine schnelle Verbreitung der Krankheitserreger sind.

Für die Tiere in der Tierindustrie bedeutet das Auftreten der Vogelgrippe krasse Konsequenzen: Eine Ansteckung kann zu starken Symptome bis hin zum Tod führen. Deutlich mehr Tiere sterben jedoch daran, dass die Konzerne sie vorsorglich schlachten, damit sich die Vogelgrippe nicht weiter ausbreitet. In Ungarn wurden 3,5 Millionen Tiere „gekeult“, das heißt massenhaft vorsorglich geschlachtet.

Für Tiere, die in einem gewissen Umkreis zu einem bestätigten Fall gehalten werden, ergeben sich ebenfalls verschärfte Bedingungen: In der Regel wird ein Verbot der Freilandhaltung erlassen. Für die meisten Tiere, die in der Tierindustrie sowieso nie das Tageslicht erblicken, macht dies keinen Unterschied…

29.04.2020, agrarheute.com:

Vogelgrippe in Ungarn: 3,5 Mio. Tiere gekeult

29.04.2020, agrarheute.com (Artikel wird laufend aktualisiert):

Vogelgrippe: Neue Fälle im Überblick

(Bildquelle: Animal Rights Watch e.V. – ARIWA)

Auch in Spanien ist der Fleischmarkt dominiert von großen Konzernen, die die Arbeiter*innen massiv ausbeuten. Bereits seit Langem setzen sich Arbeiter*innen mit ihrer Gewerkschaft CNT – der spanischen Schwestergewerkschaft der Freien Arbeiterinnen- und Arbeiter-Union (FAU) – für ein Ende der Ausbeutung ein.

Seit dem 25. Februar schon sind die Arbeiter*innen einer Fleischfabrik in Valencia (Spanien) im unbefristeten Streik. Sie errichteten ein Streik-Camp vor der Fabrik, organisierten Kundgebungen und Demonstrationen, einige gingen sogar in den Hungerstreik. Ihre Hauptforderung: reguläre Arbeitsverträge für die scheinselbstständigen Arbeiter*innen.

Wir zeigen uns solidarisch und fordern: Enteignung der Anlagen und Selbstverwaltung der Arbeiter*innen!

Auf den Seiten der FAU Duisburg / Ruhrgebiet finden sich weitere Hintergrundinformationen:

20.04.2020, FAU Duisburg / Ruhrgebiet:

FAU Duisburg / Ruhrgebiet unterstützt streikende Arbeiter*innen in Valencia

22.04.2020, labournet.de:

Die Tierindustrie ist darauf ausgerichtet, in kürzester Zeit immer mehr Fleisch, Eier und Milch zu produzieren – die Tiere werden im Sinne der Profitmaximierung zu Produktionseinheiten degradiert. Die damit einhergehenden Haltungsbedingungen auf beengtem Raum führen auch zu einer schnelleren Verbreitung von (Infektions-)Krankheiten, trotz massiver vorsorglicher Antibiotika-Gabe treten immer wieder Seuchen auf. Die nötige Konsequenz dieses im wahrsten Sinne des Wortes kranken Geschäftsmodells wäre, die Tierindustrie abzuschaffen!

Bis es soweit ist, werden weitere Seuchen auftreten. Aktuell ist es die Afrikanische Schweinepest (ASP): In China hat die ASP im ersten Quartal 2020 dazu beigetragen, dass die Schweinefleischproduktion massiv zurückging, um rund 30 Prozent. Knapp 60 Millionen Schweine mussten wegen ASP „gekeult“, das heißt massenhaft vorsorglich geschlachtet werden. Vor der ASP lag der dortige Kilogrammpreis für Schweine bei umgerechnet rund 0,60 bis 0,80 Euro, danach stieg er auf bis zu 6 Euro.

Auch in Europa ist die ASP ausgebreitet: In vielen mittel- und osteuropäischen EU-Ländern, insbesondere in Rumänien, ist die Seuche bereits ein großes Problem. In Polen, wo die Situation ebenfalls angespannt ist, hat das Virus die BRD schon beinahe erreicht:

„Sollte es in Deutschland zu einem Ausbruch der ASP kommen, wären die Marktfolgen kaum absehbar.“

21.04.2020, fleischwirtschaft.de:

China Fleischerzeugung kräftig gesunken

20. 04.2020, fleischwirtschaft.de:

Interview „Die Zahlen richtig interpretieren“

PHW und die anderen Unternehmen der Geflügelfleischindustrie schreien nach staatlicher Unterstützung angesichts von Corona:

„Mit Sorge sieht die deutsche Geflügelwirtschaft hier, dass es zu einer selektiven staatlichen Förderung kommen könnte, was zu einer Wettbewerbsverzerrung führen würde. Hier müsse die Politik Acht geben!“

Denn: Durch den Corona-bedingten Wegfall der Nachfrage von Großverbrauchern kommt es auf dem deutschen Geflügelfleischmarkt zu deutlichen Angebotsüberschüssen, die Preise sind massiv gefallen – in der ganzen Produktionskette von Brütereien und Zuchtbetrieben bis hin zur Schlachtung. Als kurzfristige Reaktion verringert die Geflügelfleischindustrie die Nachzucht aus den Brütereien und füllt die begrenzten Gefrierlager mit überschüssiger Ware. Damit weiterhin Gewinne gemacht werden können, soll nun der Staat einspringen…

22.04.2020, agrarheute.com:

Coronakrise: Geflügelfleischmarkt erheblich unter Druck

Der Sojaanbau für Futtermittel erfolgt oft in Monokulturen gentechnisch veränderter Pflanzen und ist mit massenhaftem Pestizid- und Mineraldüngereinsatz verbunden.

21.04.2020, Lebensmittel Praxis Online:

Ohne Gentechnik-Siegel: Umsatz wächst weiter

Die großen Konzerne dominieren die Tierproduktion – und bauen ihre Marktmacht weiter aus. So auch bei der Schweineschlachtung: Die „Interessengemeinschaft der Schweinehalter Deutschlands“ (ISN) hat ein Schlachthofranking für das Jahr 2019 veröffentlicht, und demnach haben in Deutschland die 10 Unternehmen mit den meisten geschlachteten Schweinen zusammen einen Marktanteil von über 80 Prozent.

Der größte Player, die Tönnies-Gruppe, kommt alleine bereits auf über 30 Prozent – und hat damit 2019 16,7 Millionen Schweine geschlachtet!

Hier die 10 Unternehmen mit den meisten geschlachteten Schweinen (in Klammer der jeweilige Marktanteil):

1. Tönnies-Gruppe (30,3%)
2. Westfleisch (14%)
3. Vion (13,8%)
4. Danish Crown (6,0%)
5. Müller-Gruppe (3,8%)
6. Böseler Goldschmaus (3,2%)
7. Tummel (2,8%)
8. Willms-Gruppe (2,4%)
9. Simon (2,0%)
10. Manten (1,8%)

24.04.2020, fleischwirtschaft.de:

ISN-Schlachthofranking: Deutschlands größte Schlachter

themenübersicht

Aktuell – Corona-Ausbrüche in der Fleischindustrie: über Corona-Infektionen in Schlachthöfen und  Fleischfabriken.

Arbeitsrecht: über die Ausbeutung der Arbeiter*innen durch die Tierindustrie.

Tierausbeutung: über die Ausbeutung von Tieren.

Futtermittel: über Futtermittelimporte, Naturzerstörung und Menschenrechts-Verletzungen

Agrarpolitik: über Subventionen, EU-Agrarpolitik uvm.

Lobbyismus: über die Agrarlobby und Einflussnahme der Tierindustrie

Tierindustrie Global: über Entwicklungen aus allen Teilen der Welt.

berichte über konzerne

PHW-Wiesenhof-Gruppe

Tönnies

VION

Westfleisch